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Ausstellung Kanadisches im Kunstmuseum Magdeburg

Das Kunstmuseum Magdeburg widmet dem kanadischen Komponisten Robin Minard eine Ausstellung.

Von Klaus-Peter Voigt 20.10.2017, 23:01

Magdeburg l Wie Insekten mit langen Tentakeln ergreifen Dutzende von Lautsprechern mit den dazugehörigen Kabeln Besitz vom Eingangsbereich des Kunstmuseums Kloster Unser Lieben Frauen. Technische Installationen lassen einen nahezu organischen Körper entstehen. Fast unterschwellig klingt es vielstimmig, werden die Besucher eher unaufdringlich begrüßt.

Robin Minard will mit seiner elektronischen Musik die Natur nachempfinden, von ihr lernen. Die Folge von Tönen nennt er „Stille Musik“, verbindet für sie seine Installation mit der Architektur. Aufmerksamkeit werde verlangt, wolle man sein Anliegen verfolgen, versichert der Mann, der 1990 mit einem Stipendium nach Berlin kam. Die Klangkunstszene dort habe ihn sofort fasziniert. Der Kanadier kehrte der Heimat den Rücken, suchte seinen Lebensmittelpunkt in Deutschland. Seit 1997 hat er eine Professur für elektroakustische Komposition und Sound Design an der Hochschule für Musik und der Bauhaus-Universität in Weimar inne.

Töne üben für Minard, der selbst Komposition studiert hat, etwas nahezu Magisches aus. Für ihn hat der Wechsel vom geschützten Konzertsaal ein neues Verhältnis zum realen Klangraum der urbanen Welt gebracht. Das Hörverhalten spielt eine Rolle, wenn es darum geht, ein klangökologisches Gleichgewicht zu schaffen. In Hotels, Schwimmbädern oder Bibliotheken finden sich seine Angebote, die zu nichts verpflichten. Angebote deshalb, weil es jedem freisteht, einfach vorbeizulaufen oder stehen zu bleiben, zuzuhören, sich einzulassen auf das Angebot der Töne.

„Heute hat man gelernt wegzuhören. Ich möchte eine Umkehr erreichen, ein bewusstes Wahrnehmen der Umwelt“, sagt der Künstler. Dabei wolle er nicht stören, sondern die Ohren wieder zur Aufmerksamkeit erziehen, die beispielsweise beim Klingeln eines Handys sofort reagieren.

Das Spiel mit Assoziationen ist es, das die Rezipienten fesselt. Auf einer mehrere Meter hohen Leinwand erleben sie herabstürzendes Wasser. Dazu gibt es die künstlich erzeugten Töne, die dazu passen, und doch merkt jeder, dass Elektronik im Spiel ist. Die Natur eben als Vorbild. „Keinesfalls will ich Krach machen, ich will sensibilisieren“, sagt der Komponist. Und so bringen die Entdeckungen seiner Klanginstallationen Überraschungen, vermitteln ein völlig anderes Bild von elektronischer Musik als das, was landläufig besteht.

Der Klang des Raums zählt, dort werden Spuren gelegt. Es entstand eine alternative Komposition, die für Minard weniger auf die Zeit als auf den Raum setzt, auf den Konzertsaal verzichtet. „Silent (Blue)“ heißt ein 1984 und 1999 entstandenes Projekt, das zu einem einzigen Angebot verschmolzen ist.

Im Kunstmuseum vermittelt es besonders deutlich Minards Anliegen. Absolute Stille, der Besucher betritt den riesigen, in mattes, blaues Licht getauchten Raum, auf Strümpfen. Aus vier Lautsprechern klingt es unaufdringlich, man spürt Ruhe und Gelassenheit. Wer mag, kann sich setzen, kann herumgehen, lange bleiben oder sich nur ein paar Minuten darauf einlassen.

Im Kunstmuseum mit seinen vielfältigen Räumen, die architektonisch eine Brücke vom Mittelalter bis in die Gegenwart schlagen, fühlt sich der Künstler wohl. Bereits vor mehr als 20 Jahren stellte er dort eine Installation vor. Nun konnte er, für ihn ein Glücksfall, die unterschiedlichen Bauepochen mit Klanginstallationen erschließen, gleichsam mit Tönen kolorieren. Für ihn der beste Ort, in dem er seine Arbeiten bisher präsentieren konnte. Für 2018 ist wohl auch deshalb eine klingende Skulptur für den Außenraum des Sakralbaus in Vorbereitung, die dort ihren ständigen Platz erhalten soll.

Die Ausstellung im Kunstmuseum Magdeburg „Robin Minard: Works with Sound – Arbeiten mit Klang 1984-2017“ wird am 22. Oktober um 15 Uhr eröffnet und ist bis zum 18. Februar 2018 zu sehen. Geöffnet ist die Schau Dienstag bis Freitag 10 bis 17 Uhr,Sonnabend und Sonntag 10 bis 18 Uhr.Der Eintritt kostet 6 Euro (erm. 3 Euro), bis zum Alter von 18 Jahren frei.