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Ausstellung Leonardos geniale Maschinen

Leonardo da Vinci war auch Forscher und Erfinder. Eine Ausstellung in Halberstadt gewährt Einblicke.

Von Grit Warnat 12.06.2017, 01:01

Halberstadt l Es ist ein obskurer Wagen in Schildkrötenform, mit Vorder- und Hinterrädern, die über ein Werk von Zahnrädern und Menschenkraft betrieben werden. Aber dieser Panzerwagen, erdacht und fein skizziert von Leonardo da Vinci, funktioniert nicht so recht. Die Vorder- und Hinterräder werden in entgegengesetzter Richtung angetrieben. Ein Fehler seinerseits oder ein bewusstes In-die-Irre-Führen? „Er wollte nicht, dass andere Tyrannen dieses Objekt benutzen. Er war eigentlich Kriegsgegner“, sagt Kerstin Rupin-Friedrichs. Sie ist Kuratorin der Schau „Leonardo da Vincis Maschinen“, veranstaltet von einer privat geführten Galerie aus Nordrhein-Westfalen, eingeladen von der Stadt in den Kulturbahnhof Halberstadt. Seit dem Wochenende nun belebt da Vinci vier Räume im Bahnhofsgebäude.

40 Holzkonstruktionen zeigen die 500 Jahre alten Ideen des Gelehrten aus den Bereichen Mechanik, Hydraulik, Werkzeugmaschinen, Messgeräte, Militärtechnik und Fortbewegung. Sie sind erhalten gebliebenen Skizzen und Zeichnungen nachempfunden, Konstruktionen, die die Neugier, die Beobachtungsgabe des Italieners belegen.

In einer Zeit, in der alles nach dem Glauben, nicht nach der Wissenschaft ausgerichtet war, in der die Inquisition wissenschaftliche Erkenntnisse negierte, suchte Leonardo da Vinci nach Möglichkeiten, um tauchen und fliegen zu können. Er experimentierte mit dem Perpetuum mobile, er tüftelte daran, schwere Lasten anheben zu können. Seine Sicherheitszange ist ausgestellt – umso schwerer die Last, desto fester der Griff der Zange. Er entwarf eine Tauchmaske zum Ein- und Ausatmen unter Wasser. Er beobachtete Vögel, baute Flughilfen für den Menschen – sein Traum vom Fliegen war groß. So entwickelte er einen Fallschirm aus Leinen und Holz, sieben mal sieben Meter – zu groß und zu schwer, um ihn zu Renaissance-Zeiten in die Luft zu bringen. Vor fast 20 Jahren bauten Briten diesen einer Pyramide ähnelnden Schirm nach. Der Test gelang.

Die Ausstellung bringt das Phänomen da Vinci nahe, jenen Mann, dessen Erfindungsgeist auch aus heutiger Sicht schier unerschöpflich scheint. Gezeigt wird an hölzernen Nachbauten, wie da Vinci mit einer Messlatte hinter einer Kerze die Zeit messen und mit einem Pendel Windgeschwindigkeiten erfassbar machen wollte. Erfahrbar wird das Prinzip seiner Luftschraube, aus Leinwand gebaut, die sich mit schnellen Drehungen in die Höhe schrauben sollte.

Auch der Maler wird skizziert, der es zu Weltruhm schaffte und dessen Werke in den großen Museen dieser Welt hängen. Während dort gebührender Abstand erforderlich ist, ist in Halberstadt ein Ausprobieren an den Nachbauten erwünscht. Zwei Drittel der ausgestellten Konstruktionen sind interaktiv.