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Bernd Wagner hat als erster Magdeburger Stadtschreiber seine Tagebuchaufzeichnungen vorgestellt Beobachtungen eines Stadtgängers

Von Grit Warnat 07.09.2013, 03:13

Magdeburg l Seit März ist Schriftsteller Bernd Wagner ("Paradies", "Berlin für Arme")als Stadtschreiber in Magdeburg unterwegs gewesen, hat fein beobachtet und in einem Tagebuch notiert, was ihm in dieser Stadt, die er vorher nicht kannte, aufgefallen ist. Sein "Magdeburger Journal 2013" hat Wagner, gebürtiger Sachse, seit Jahren in Berlin lebend, am Donnerstagabend im Literaturhaus vorgestellt. Im Publikum saßen viele Magdeburger - sie haben sich sichtlich amüsiert und zum Schluss herzlich applaudiert.

Es ist diese Außensicht Wagners auf das Leben in dieser Stadt, auf die große Historie und auf die Menschen, die er nett, aber nicht sehr geschwätzig erlebt. "Der lakonische Humor gefällt mir", sagt der Stadtschreiber - immer auf Augenhöhe mit den Magdeburgern.

Dieses Lakonische wird besonders deutlich in den mal kurzen, mal längeren locker-leicht geschriebenen Dialogen. Kurz und knapp gehalten ist das Aufgeschnappte sich Unterhaltender aus dem Supermarkt, von Spaziergängen, aus der Straßenbahn, dem Zug. Köstlich, wie sich beim Hochwasser auf der Elbinsel Werder ein Radfahrer und ein auf die Sandsäcke aufpassender Parkwächter unterhalten. Das Literaturhaus-Publikum amüsierts.

Chronologisch hat Wagner seine Aufzeichnungen angelegt, seine Ankunft im Schnee, die Zeit des Hochwassers, die die Menschen scharenweise an die Elbe zog, ob aus Neugierde oder aus Hilfsbereitschaft, die Hitzeperiode. Was bleibt, sind literarisch aufgearbeitete Lebensgeschichten, persönliche Erlebnisse und Betrachtungen, Magdeburger Zaubersprüche und Gedichte eines Stadtgängers, der Begegnungen suchte und fand. Was bleibt vom ersten Magdeburger Stadtschreiber, dessen Amt mit freiem Wohnsitz und einem Stipendium dotiert ist?

"Meine Aufzeichnungen als Buch", sagt der Autor, das im Herbst erscheinen soll. Und er wünsche sich, dass die Beziehungen zu Magdeburg dauerhaft werden. Er hat im kleinen Theater an der Angel von der zu Klopstockschen Zeiten tagenden Mittwochsgesellschaft gehört und die Fühler ausgestreckt, sie - in welcher Form auch immer - wieder aufleben zu lassen.