1. Startseite
  2. >
  3. Kultur
  4. >
  5. Buch
  6. >
  7. Carl Schurz: Lebenserinnerungen eines Revolutionärs

Carl Schurz: Lebenserinnerungen eines Revolutionärs

27.10.2015, 14:02

Göttingen (dpa) - Was für eine Lebensgeschichte: Ein gescheiterter deutscher Revolutionär entkommt unter spektakulären Umständen der Haft und flüchtet in die USA. Dort kämpft er an der Seite der Nordstaaten im Sezessionskrieg gegen die Sklaverei und steigt schließlich zum US-Innenminister auf.

Und doch ist Carl Schurz, der 1848er-Demokrat, in Deutschland kaum bekannt. Umso mehr ist es zu begrüßen, dass jetzt im Wallstein Verlag die zweibändige Autobiographie dieses faszinierenden Politikers erschienen ist. Die Lebenserinnerungen lohnen allein schon wegen ihrer literarischen Qualität, denn Schurz kann schreiben. Ob er Bismarck porträtiert (auf dem Hünennacken saß der gewaltige Kopf) oder Lincoln (hagere, ungeschlachte Gestalt), immer wieder gelingen ihm plastische Menschenschilderungen.

Aber auch abenteuerliche Situationen wie etwa die Befreiung seines Freundes Kinkel aus der Festungshaft weiß er in Szene zu setzen. Leider enden die Memoiren im Jahr 1870. Den dritten Teil über seine politische Karriere in den USA konnte Schurz nicht mehr abschließen.

- Carl Schurz: Lebenserinnerungen. Mit einem Essay von Uwe Timm. Wallstein Verlag, Göttingen, 1276 Seiten, 39,00 Euro, ISBN 978-3-8353-1582-2.