Deutsche Buchbranche kritisiert Buchmessen-Ehrengast Indonesien
Frankfurt/Main (dpa) - Als beschämend hat der Dachverband der deutschen Buchbranche ein im Buchmessen-Gastland Indonesien verhängtes Veranstaltungsverbot bezeichnet.
Es sei ein Armutszeugnis, dass von den lokalen Behörden auf der Insel Bali so kurz nach dem Ehrengast-Auftritt in Frankfurt die Meinungsfreiheit mit Füßen getreten werde, kritisierte der Börsenverein des Deutschen Buchhandels am Freitag.
Das renommierte Literaturfestival in Ubud/Bali durfte nach Medienberichten die Massaker an Kommunisten und Dissidenten unter der Militärdiktatur in den Jahren 1965/66 nicht thematisieren. Auch der die Massaker kritisch beleuchtende Film des US-Regisseurs Joshua Oppenheimer The Look of Silence, der in deutschen Kinos vor kurzem angelaufen ist, sollte dort gezeigt werden.
Buchmessen-Chef Juergen Boos verlangte in einem Brief von Indonesiens Kulturminister Anies Raswid Baswedan, auf eine Rücknahme der Verbote in Bali zu dringen. Bei den Massakern wurden nach Schätzungen Hunderttausende getötet. Indonesien tut sich schwer mit der Vergangenheitsbewältigung. Auf der Buchmesse haben mehrere indonesische Autoren - vor allem Frauen - in Romanen das Thema beleuchtet.