Komisch Kommissar Kluftinger und die toten Bergsteiger
Auch ein Polizist hat mal frei. Aber wenn die Autoren Volker Klüpfel und Michael Kobr ihren Kommissar Kluftinger in die Berge schicken, dann wird schnell klar: Im neuen Fall des kauzigen Ermittlers sind Bergsteiger in Gefahr.
Berlin (dpa) – Wochenende im Allgäu. Kommissar Kluftinger hat dienstfrei und kann sich seinem Geburtstagsgeschenk widmen, einem E-Bike. Gemeinsam mit seinem Nachbarn, dem eingebildeten Doktor Langhammer, fährt er ins Gebirge. So beginnt der Roman über Kluftingers neuen Fall mit einer ordentlichen Portion Situationskomik.
Aber schon bald wird es ernst: Während einer Rast entdecken die beiden Radwanderer erst einen Rucksack herumliegen, dann einen Schuh und dann den zweiten, der an einer Leiche steckt. Drei Bergsteiger sind offensichtlich an einem gefährlichen Grad abgestürzt. Ein tragischer Bergunfall, wie es scheint.
Aber irgendetwas stört Kluftinger. Er kann es erst einmal nicht durch Fakten belegen, aber irgendwie sagt ihm ein Gefühl, dass dies nicht einfach nur ein Bergunfall war. Und Leser der Kluftiner-Romane des Duos Volker Klüpfel und Michael Kobr wissen, dass der Kommissar ein feines Gespür dafür hat, Verbrechen zu entdecken. Also beginnt er mit seinem eingespielten Team, die Hintergründe der Tragödie zu beleuchten. Schon bald stellt sich heraus, dass einer der Toten ein bekannter Bergfilmer war, der ganz genau wusste, was er tat und welche Risiken er im Gebirge eingehen konnte.
Dabei hat Kluftinger seine Gedanken eigentlich ganz woanders. Er wird bald Großvater und macht sich Sorgen um die Zukunft seiner Familie. Kann er Sohn, Schwiegertochter und Enkelkind in diesen unsicheren Zeiten so helfen, wie es erforderlich ist? In dieser Lage kommt Kluftinger nicht nur auf abenteuerliche Ideen für das Geldverdienen, er genießt schon fast, sich mit seiner Arbeit von seinen privaten Problemen abzulenken.
Erst ganz allmählich wird deutlich, dass Kluftinger wieder einmal Recht hatte. Kleine Details, die im Grunde nur er selbst entdecken konnte, beweisen dem Kommissar, dass jemand beim Unfall der Bergsteiger nachgeholfen hat. Aber ganz so einfach ist es denn auch wieder nicht, wie Kluftinger erkennt: Wie hätte der oder die Täter dafür sorgen können, dass die Seilschaft den Halt verlor, ins Seil stürzte und dann, weil der Fixpunkt manipuliert worden war, in den Abgrund stürzte?
Wie es seine Art auch schon in den acht bisherigen Romanen gewesen ist, ermittelt Kluftinger auf der Grundlage seiner Intuition und seiner Erfahrungen. Und dabei stört er sich nicht im Geringsten daran, dass er häufig allein dasteht, weil ihm niemand folgen kann.
Klüpfel und Kobr vertrauen in Himmelhorn auf die bewährte Mischung aus Krimi und Komödie, die ihren bisherigen Romanen mittlerweile eine Gesamtauflage von mehreren Millionen gebracht haben. Wie zuvor, so steht Kluftinger auch hier auf Kriegsfuß mit der modernen Technik und steht des Öfteren den Situationen hilflos gegenüber, die er selbst heraufbeschworen hat. Zugleich ist er aber auch ein hervorragender, wenn auch oft unterschätzter Kriminalist und ein Mensch, dem seine Familie über alles geht.
Im Unterschied gerade zu den beiden vorigen Romanen Herzblut und Grimmbart dauert es jedoch recht lange, bis die Krimihandlung so recht in Gang kommt. Da hätte dem Roman, der mit fast 500 Seiten ziemlich lang geworden ist, etwas mehr Tempo und Straffung gut getan. Eine vergnügliche Lektüre und ausreichend Krimispannung bietet Himmelhorn aber allemal.
Volker Klüpfel und Michael Kobr: Himmelhorn. Droemer Verlag, München, 480 Seiten, 19,99 Euro, ISBN 978-3-426-19939-8