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Roman-Fantasie Was wäre wenn Hillary Bill nicht geheiratet hätte?

Über das Leben und die Karriere von Hillary Clinton ist viel geschrieben worden. Ein Roman geht jetzt aber der Frage nach: Wie wäre alles gekommen, wenn sie Bill verlassen hätte?

Von Christina Horsten, dpa 20.04.2021, 08:30
„Hillary“ von Curtis Sittenfeld - ein Roman.
„Hillary“ von Curtis Sittenfeld - ein Roman. --/Penguin Randomhouse Verlag/dpa

New York

Seit mehr als 40 Jahren steht Hillary Clinton im Scheinwerferlicht der Weltöffentlichkeit. Zunächst als First Lady in Arkansas, während ihr Ehemann Bill Clinton als Gouverneur des Bundesstaates diente.

Später an seiner Seite als First Lady im Weißen Haus, als Senatorin des Bundesstaates New York, als Außenministerin, als Mutter und Großmutter und mit zwei gescheiterten Präsidentschaftskampagnen. Unzählige Artikel, Bücher und Dokumentationsfilme gibt es über Clinton, sogar sie selbst hat gleich drei Autobiografien geschrieben.

Ist über Clinton, die sich nach der Niederlage gegen Donald Trump bei der Präsidentschaftswahl 2016 zumindest vorerst wieder ins Privatleben zurückgezogen hat, nicht also längst alles gesagt? Nicht, wenn es nach der US-Schriftstellerin Curtis Sittenfeld geht. Für ihren sechsten Roman drehte sie das Thema auf mehr als 400 Seiten komplett auf den Kopf und fragt: Was wäre wenn alles anders gekommen wäre? Wenn Hillary Bill nie geheiratet, sondern einfach Hillary Rodham geblieben wäre?

„Rodham“, das in Deutschland Mitte April unter dem Titel „Hillary“ veröffentlicht werden soll, sorgte nach dem Erscheinen 2020 in den USA bereits für einigen Wirbel - und gemischte Kritiken. „Zu Anfang des Buches dachte ich, dass die Prämisse plump ist“, schrieb die Kritikerin des „Guardian“. „Aber am Ende fühlte ich mich sehr gut unterhalten. Die erste Überraschung des Buches ist, wie spannend es ist, und die zweite, wie sehr sich die Protagonistin als fiktive Handlungsträgerin eignet.“ 

Das Buch sei „widerlich, bewegend, moralisch suggestiv und technisch brillant“, urteilte der Radiosender NPR. Sittenfeld, die zuvor schon einen Roman über die frühere First Lady Laura Bush geschrieben hatte, habe es geschafft, dass das Werk nicht wie aus der Perspektive eines Fans geschrieben wirke. Sittenfeld sei eine „kluge und witzige Autorin“, kommentierte auch die frühere Chefredakteurin der „New York Times“, Jill Abramson.

Zu Beginn hält sich der Roman noch weitgehend an die historischen Ereignisse. Die in Chicago geborene Hillary Rodham besucht nach der Schule das Wellesley College, wo sie als besonders klug und ehrgeizig auffällt, und eine gefeierte Abschiedsrede hält. Danach nimmt sie ein Jura-Studium an der Elite-Universität Yale auf und lernt dabei den jungen und ebenfalls sehr ehrgeizigen Bill Clinton aus Arkansas kennen. Sie verlieben sich und Hillary folgt Bill schließlich nach Arkansas, wo er eine politische Karriere anstrebt.

Dann aber kommt alles anders. Hillary entschließt sich, Bills Heiratsantrag nicht anzunehmen - vor allem, weil sich schon früh herausstellt, dass er Probleme damit hat, treu zu sein. Was sich im echten Leben im Weißen Haus später mit seiner Affäre mit der Praktikantin Monica Lewinksy bewahrheiten soll, sieht die Hillary im Roman schon früh kommen - und entscheidet sich dagegen.

Ihr Leben verläuft daraufhin komplett anders, als es in Wirklichkeit verlaufen ist - auch wenn Bill Clinton, Donald Trump und eine politische Karriere ebenfalls wichtige Rollen spielen. Das Roman-Leben von Hillary Rodham „scheint absolut plausibel und wird mit der Zeit immer reicher“, schrieb Abramson in der „New York Times“.

Der Roman ist streckenweise langatmig, streckenweise zu detailreich - aber zieht den Leser vor allem dank Sittenfelds gekonntem Schreibstil trotzdem immer mehr in den Bann und macht nachdenklich. „Am Ende, das ich nicht verraten werde, habe ich wirklich laut gerufen: "Oh mein Gott"“, schrieb die Kritikerin des „Guardian“. „Und - zu meiner eigenen Überraschung - war ich sehr bewegt.“

- Curtis Sittenfeld: Rodham, Random House, New York 2020, 978-3-328-60170-8.