Das "Frühstücksfernsehen" von Olli Dittrich liefert eine Mediensatire in Loriot-Qualität "ddr"-Sandro live aus Sachsen-Anhalt
Die absurde Welt der Morgenmagazine hat Olli Dittrich am späten Montagabend aufs Korn genommen. Der Komiker lieferte eine Mediensatire vom Feinsten. Die 29-minütige Persiflage erinnerte an beste Loriot-Zeiten.
Magdeburg l Sachsen-Anhalt kommt auch vor. Außenreporter Sandro Zahlemann berichtet live um 6.24 Uhr aus "Budenow", wo eine Chemiefabrik explodiert sein soll. Davon ist weit und breit keine Spur. Egal. Sandro kann immerhin bestätigen, dass "eine mögliche Verpuffung nicht mehr ausgeschlossen werden kann". Wer genau auf Sandros Mikro schaut, entdeckt eine von diesen kleinen subtilen Anspielungen, die den Charme des "Frühstücksfernsehens" ausmachen: Dort steht "ddr" im "mdr"-Layout.
Um 23.40 Uhr hat die ARD die 29-minütige Mediensatire versteckt - noch hinter dem Satiregipfel. Bis vorgestern stand nicht einmal fest, ob dieses "Frühstücksfernsehen" nur ein einmaliger Qualitätsausrutscher bleiben sollte. Der WDR, der gemeinsam mit Beckground TV die Satire produziert hatte, bestätigte erst am Sonntag, dass sechs weitere Teile folgen sollen.
Die ARD und Olli Dittrich - das ist mittlerweile eine jahrelange Leidensgeschichte. Der dreifache Grimme-Preisträger ("Ditsche") ringt schon eine gefühlte Ewigkeit um ein neues Satire-Format mit der ARD. Viel zu selten ist der Kult-Komiker im deutschen Fernsehen zu sehen. Doch das lange Warten hatte gestern ein Ende.
Gemeinsam mit seiner kongenialen Partnerin Cordula Stratmann hat er eine Mediensatire aufgelegt, die sich längst nicht nur um das "Frühstücksfernsehen" im engeren Sinn dreht. Er zeigt vielmehr, wie den Machern und Moderatoren des öffentlich-rechtlichen Fernsehens die Unterhaltungsform wichtiger als der Nachrichteninhalt ist. Albernheiten von der Stange ersetzen solide Informationen. Dem gelegentlichen MDR-Zuschauer kommt das vielleicht bekannt vor.
Olli Dittrich gibt mit seiner Partnerin auf der Studio-Couch das penetrant gut gelaunte Moderatorenpaar Sören Lorenz und Claudia Akgün. Man glaubt es kaum, aber dieses weitgehend sinnentleerte Vor-sich-hin-Gelächter der beiden ist keineswegs übertrieben. Es ist so etwas das "Markenzeichen" des echten WDR-Morgenmagazins.
In neun Rollen schlüpft Olli Dittrich. Sie werden von ihm allesamt höchst meisterlich in Szene gesetzt - zum Beispiel ein Organspender-Experte ("Ein Herz für Nieren"), ein argentinischer Fußballspieler mit zwei Gipsfüßen und ein Theaterintendant, der Shakespeare ausschließlich mit Meerschweinchen besetzt. Mit einer Präzision, die an beste Loriot-Sketche erinnert, führt er die bayerische Bürgermeisterin Ingrid Höffelhuber (CSU) vor, die den EU-Wettbewerb "Unsere Stadt soll leiser werden" gewonnen hat. Beim Projekt "Spielplatz 21" hat sie kurzerhand das Spielgeschehen der lauten Kinder unter Tage verlegt.
Nein, selbst die Kalauer sind fein justiert: "Immer mehr Ärzte brechen ihre Ausbildung ab. So arbeiten zwei Drittel der Hals-, Nasen- und Ohrenärzte inzwischen als Hals- und Nasenärzte", lässt er Nachrichtensprecher Kurt Höffelhuber sagen. Köstlich. Olli Dittrich, bitte mehr davon!