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Bühnenbildner Toto arbeitet für die Freiluftinszenierung "Die Zirkusprinzessin" in Schönebeck Der Manager der Operettenbühne

Von Grit Warnat 19.06.2013, 03:20

Wenn sich am 29. Juni auf dem Bierer Berg bei Schönebeck der Vorhang hebt für Emmerich Kálmáns Operette "Die Zirkusprinzessin", dann stehen die Akteure in einem Bühnenbild von Toto. Der Operettensommer ist für den Magdeburger Bühnenbildner Herzenssache.

Schönebeck l Toto ist nicht so oft in Magdeburg anzutreffen. Er arbeitet für Theater in Deutschland, der Schweiz, Österreich und Frankreich. Er ist immer auf Achse. Doch im Frühsommer ruft die Heimat. Dann arbeitet er für das Magdeburger Theater an der Angel und - das kann man getrost Tradition nennen - für den Schönebecker Operettensommer.

1997 wurde auf der Freilichtbühne des Bierer Berges, einer Anhöhe nahe Schönebeck, erstmals zum Operettensommer geladen. "Der Vetter aus Dingsda" wurde gespielt. Der Magdeburger, schon damals unter seinem Künstlernamen bekannt, war für Bühnenbild und Kostüme verantwortlich. Bis heute blieb das so. Auch die 17. Auflage wird von ihm gestaltet. Nur einen Operettensommer hat er verpasst. "Schönebeck hat mich nicht wieder losgelassen", sagt er.

Toto lässt ich immer wieder gern ein auf den Ort. Und auf die Menschen, die den Operettensommer so viele Jahre getragen und zum Erfolg geführt haben: die Mitteldeutsche Kammerphilharmonie als Veranstalter, Thomas Enzinger als Regisseur, die Solisten.

"Hier gibt es einen Grundenthusiasmus", sagt Toto. Er nennt es eine Gemeinschaft des Ermöglichens. Organisator ist ein Orchester, kein Theater. "Strukturen müssen selbst erschaffen werden. Aber trotzdem wird eine hochwertige Produktion gezeigt."

"Höchst anspruchsvolles Boulevardtheater"

Auf dem Berg müsse jeder überzeugen. "Man steht in der Sonne und in der Pappe. Es gibt keinen Spot, keinen großen technischen Apparat. Und die Natur bietet immer wieder große Überraschungen", sagt Toto. "Hier kann man einen Mikrokosmos zum Erleben bringen."

Der Magdeburger studierte an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee und arbeitete dann als Kostüm- und Bühnenbildner an den Freien Kammerspielen Magdeburg. Seit Jahren ist er freiberuflich, stattet Opern und Musicals aus, immer wieder auch Operetteninszenierungen.

Doch an Stadttheatern steht diese Kunstform immer seltener auf dem Spielplan. Toto weiß, dass Operette manchmal belächelt wird. "Dabei ist es ein höchst ansprungsvolles Boulevardtheater." Sprache, Gesang, Dialoge, Witz, der zum Publikum getragen werden muss. Und Sehnsüchte der Menschen werden bedient. All das habe er in Schönebeck immer wieder erfahren können. Die Besucher auch. Sie blieben dem Operettensommer treu. Bis zu 18000 Menschen kommen zu den jährlichen Inszenierungen. Die Handschrift von Thomas Enzinger gefällt.

"Es ist ein zauberhaftes Stück"

Enzinger ist Regisseur aus Wien. Von Anfang an führt er Regie. Toto und Enzinger haben sich vor 17 Jahren bei der ersten Inszenierung kennengelernt. Es war die Geburtsstunde eines gemeinsamen Unterwegsseins. Immer wieder arbeiten der Wiener und der Magdeburger gemeinsam, immer wieder treffen sie im Sommer in Schönebeck auf-einander.

Für Toto ist Operettensommer auch ein Stückchen Freiheit. Wenig Geld ist da, viel Fantasie wird gebraucht. Seine Ideen sind gefragt, auch wenn es um Material der Vorjahre geht, das umgebaut werden muss. Er kennt diese Herausforderung, wenn ein Bühnenbildner zum Bühnenmanager wird.

Längst wird in seinem Bühnenbild für "Die Zirkusprinzessin" geprobt. Wenig bekannt ist diese Kálmán-Operette trotz vieler bekannter Melodien. "Es ist ein zauberhaftes Stück", sagt Toto. Sie sei zu unrecht nicht so populär wie Kálmáns "Gräfin Mariza" oder "Die Czárdásfürstin". Dabei bedient diese Operette, die 1926 in Wien uraufgeführt wurde, Sehnsucht, Schmerz und natürlich viel Gefühl und Liebe. Es geht um Intrigen, falsche Identitäten und jede Menge Irrungen und Wirrungen.

"Bei mir sehen nicht alle aus wie im Zirkus", sagt der Bühnenbildner. Er spiele vielmehr mit Masken, will Traurigkeit, Zerbrechlichkeit dahinter verstecken. Es ist seine Idee, sein Gesicht, das er dem Operettensommer gibt. Jahr für Jahr.