Schauspiel Der schwatzhafte Herr Schwarz
Er hat 250 Rollen in Kino und Fernsehen gespielt. Begonnen hat Jaecki Schwarz seine Schauspiel-Karriere in Magdeburg. Am Freitag wird er 70.
Berlin (dpa) l Er hat als Kommissar im Krimi „Polizeiruf 110“ zusammen mit Wolfgang Winkler 50 Fälle gelöst. Der Schauspieler Jaecki Schwarz wird 70. Der Berliner ist das, was man einen Publikumsliebling nennt. Er hat 250 Kino- und Fernsehrollen gespielt. Mehr als zwei Jahrzehnte gehörte Schwarz zum Berliner Ensemble. Seinen Geburtstag feiert er heute „im Süden“, lässt seine Agentur wissen.
Die „Polizeiruf“-Reihe gibt es seit 1971. Die Fälle aus Halle waren viele Jahre ein Quotengarant. 2013 ging das MDR-Duo in Rente, viele Fernsehkrimis haben ihre Ermittler ausgetauscht. 17 Jahre waren die Kommissare Schmücke & Schneider, die beide mit Vornamen Herbert heißen, auf Verbrecherjagd. Das schweißt zusammen.
Während andere Schauspieler bei Dreharbeiten auf getrennte Garderoben Wert legen, war das bei Winkler und Schwarz anders, wie Buchautor Andreas Kurtz notierte. Sie bestanden auf gemeinsame Räume und lasen zusammen Zeitung. Winkler den Sportteil und Schwarz das Feuilleton, zwei ältere Herren, die sich vertraut anschweigen können. Kosenamen sind überliefert, „Mausi“ und „Dicker“.
Vor dem Mauerfall war Schwarz am Theater und in DEFA-Filmen zu sehen. Danach gehörte er zu den DDR-Schauspielern, die ihre Karriere erfolgreich fortsetzen konnten. Zuschauer kennen ihn aus Fernseh-Filmen und -Serien wie „Ein starkes Team“ oder „In aller Freundschaft“. Seine erste Hauptrolle hatte er 1967: „Ich war neunzehn“, Konrad Wolfs autobiografische Geschichte, handelt von einem jungen Deutschen, der 1945 als Leutnant der Roten Armee in seine Heimat zurückkehrt.
Bereits zu Mauerzeiten reiste Schwarz zu Gastspielen in den Westen. Dort bleiben wollte er nicht. „Die Familie, die Freunde und das Theater wogen immer noch mehr als die staatlich verordneten Repressionen“, sagte Schwarz einmal. Es habe auch keine Versuche gegeben, ihn als Spitzel anzuwerben. „Sie wussten, da kommen sie nicht weit, weil ich alles erzähle – sehr schwatzhaft. An mir hätten sie keine Freude gehabt.“
Was sonst noch über Schwarz bekannt ist: Er hat freimütig über seine frühere Alkoholsucht gesprochen. Er ist Hobby-Koch und gilt als Feinschmecker. In jungen Jahren machte Schwarz mal eine Lehre als Fotochemie-Facharbeiter. Dass er schwul ist, ist kein Geheimnis. Er setzt sich für ein Forschungsprojekt über Homosexualität ein.
Im Februar war der Schauspieler wieder zu einer Lesung mit seiner Kollegin Franziska Troegner und Roald-Dahl-Krimis unterwegs. Gerade war die 75. Vorstellung. Das klingt nicht nach Ruhestand.