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Das Theater der Altmark führt als bislang zweite Bühne die bitterböse Satire "Weg in den Dschungel" auf Die etwas andere Art eines Dschungelcamps

Von Birgit Tyllack 05.03.2012, 04:30

Stendal l Die Uraufführung von Kai Hensels Satire "Weg in den Dschungel" liegt fast zehn Jahre zurück. Seitdem hat sich keine Bühne an eine weitere Inszenierung gewagt. Nun haben sich das Theater der Altmark und Regisseur Steffen Pietsch mutig dem Stück genähert und es auf die Hinterbühne des Großen Hauses in Stendal gebracht - passend zum Spielzeitmotto "Angst(frei)".

Die Zuschauer sitzen im Karree um das Geschehen. Vor ihnen eine Terrassenanlage mit Liegestühlen und einem Grill, an der einen Seite eine Bar, schräg gegenüber eine Palme. Eine Hotelanlage inmitten des afrikanischen Dschungels. Betreiber Keno sorgt dafür, dass sich seine Gäste bei ihm von ihrer stressigen Arbeit erholen können.

Zur Zeit bewirtet er Anne und Michael, zwei hoffnungsvolle Nachwuchsführungskräfte, die sich als Pärchen erproben wollen, und Stammgast Helmut. Helmut ist für drei Wochen eingecheckt, er hat viel Zeit, denn der ehemalige Manager ist beruflich auf Eis gelegt. Viel weniger Zeit zur Regeneration hat Cynthia. Lediglich 72 Stunden bleiben ihr, bis sie wieder an ihren Schreibtisch zurückkehren muss. Keno, ein Einheimischer, der im Westen studiert hat, weiß, wie er ihr schnell Entspannung verschaffen kann.

Und hier beginnt für den Zuschauer der Weg in ein dunkles Dickicht. Eben noch konnte über Smalltalkfloskeln und absurde Situationen gelacht werden, jetzt bleibt dem Zuschauer das Lachen im Hals stecken.

Während im Fernseh-Dschungelcamp den Teilnehmern Geld dafür geboten wird, dass sie vor den Augen der Nation gequält werden, bezahlen Kenos Gäste eine hohe Summe, damit sie quälen können.

Eins wird ganz schnell deutlich: Ekelmahlzeiten sind absolut lächerlich im Vergleich zu dem, was in diesem Hotel passiert. Hier kann das Korsett des zivilisierten und gepflegten Umgangs komplett abgeschmissen und alle Wut und aller Hass, der sich in der Welt des rücksichtslosen Business aufgestaut hat, "abgearbeitet" werden.

Pietsch ist es gelungen, das Publikum auf eine Reise in unvorstellbare Tiefen mitzunehmen. Was zunächst amüsant beginnt, wird immer wilder und unwegsamer. Der Zuschauer gerät in einen Urwald der Abscheulichkeiten, wobei es immer dann noch eine Steigerung gibt, wenn man denkt, es könne keine mehr geben. Es wird bis an den Rand des Erträglichen gegangen. Allerdings auf einem sehr hohen künstlerischen Niveau.

Frederike Duggen (Anne), Claudia Lüfftenegger (Cynthia), Jan Kittmann (Michael), Jubril Sulaimon (Keno) und André Vetters (Helmut) sind allesamt überzeugend und ausdrucksstark in ihren Rollen. Die Ausstattung von Christopher Melching ist wieder einmal sehr stimmig. Auf jeden Fall eine intensive Aufführung, die für viel Stoff zum Nachdenken sorgt. Empfehlenswert.

Die nächste Aufführungen sind Freitag, 9. März, und Montag, 12. März, jeweils 19.30 Uhr