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Anke Salzmann inszeniert in Magdeburg "Schwestern" / Interview mit der Regisseurin Die Stärke des Stückes ist die Lebendigkeit

08.03.2012, 04:27

Von 1987 bis 1996 spielte Anke Salzmann auf der Magdeburger Schauspielbühne, heute arbeitet sie als Dozentin an verschiedenen Schauspielschulen und als Regisseurin. Augenblicklich inszeniert sie "Schwestern" am Schauspielhaus. Gisela Begrich hat mit ihr gesprochen.

Volksstimme: Frau Salzmann, warum wechselt eine gefragte Schauspielerin wie Sie ins Regiefach?

Anke Salzmann: Eigentlich ist das mehr dem Zufall geschuldet. Nach meinem Engagement in Magdeburg ging ich aus persönlichen Gründen freischaffend nach Leipzig. An der dortigen Theaterhochschule bot sich die Möglichkeit mit Studenten zu arbeiten. Das Experiment gelang und damit war der erste Schritt auf die andere Seite getan.

Volksstimme: Und, haben Sie keine Sehnsucht danach, mal wieder selbst auf der Bühne zu stehen?

Salzmann: Sehnsucht schon. Einmal bin ich in einer meiner Inszenierungen eingesprungen. Das war wie Nachhausekommen. Mir fehlt die Bühne schon, aber ich habe gemerkt, beides parallel funktioniert nicht. Wenn ich zum Beispiel ein Szenenstudium mache, kann ich nicht mal schnell an einem anderen Ort eine Vorstellung spielen. Die Zeit fehlt dann bei den Proben mit den Studenten. Aber spätestens als komische Alte komme ich zurück, das habe ich mir fest vorgenommen.

Volksstimme: Sie haben mit dem hiesigen Ensemble "Die Geschichte von Lena" inszeniert und jetzt geht es wieder um die Aufführung eines Stücks für junge Menschen. Ist das Ihre Spezialstrecke? Salzmann: Nein. Aber im Augenblick bin ich wirklich vor allem im Kinder- und Jugendbereich unterwegs. Wenn man mal gezeigt hat, dass man dafür ein Feeling hat, kommen eben die Angebote aus dieser Richtung. Was überhaupt nicht heißt, dass die Herausforderungen geringer wären.

Volksstimme: Wie würden Sie ihren Stil beschreiben?

Salzmann: Ich würde es nicht Stil nennen. Es ist mehr eine Herangehensweise. Ich habe nicht den Ehrgeiz, die verrückteste Version, die es noch nie gegeben hat, zu finden. Ich bekenne mich zum Schauspielertheater, vielleicht auch weil ich Schauspielerin bin. Ich gehe immer von der Beziehung der Menschen auf der Bühne aus. Ich möchte die spielerische Energie der Schauspieler für ein komödiantisches theatralisches Ereignis freisetzen.

Volksstimme: Im Zentrum Ihrer augenblicklichen Inszenierung "Schwestern" steht das Thema Tod. Erwartet die Zuschauer also eine sehr ernste Aufführung, eine, die traurig stimmt?

"Eine kleine Geschichte über große Gefühle"

Salzmann: Keinesfalls. Die Stärke des Stückes ist für mich gerade, dass es so lebendig und verspielt, so humorvoll und lebensbejahend ist. Es macht Mut, auf die eigenen Gefühle und Ängste zuzugehen.Die tödlich verunglückte Zus besucht 40 Nächte lang ihre große Schwester Mathilde, tröstet sie, hilft ihr, das Geschehen zu verarbeiten. Mathilde und mit ihr den Zuschauern wird deutlich, dass man den geliebten Menschen nicht verliert, dass er im Kopf und Herzen, dass er Teil des eigenen Lebens bleibt. Es wird eine Aufführung, die Freude und Liebe, also Werte, die unser Menschsein ausmachen, feiert. Es ist eine kleine feine Geschichte über die großen Gefühle, die uns Kraft zum Leben geben.

Volksstimme: Und das ist wirklich nur ein Abend für Kinder?

Salzmann: Ich kann mir "Schwestern" auch gut für Erwachsene, die ganze Familie vorstellen. Der Autor übrigens auch. Er hat das extra im Untertitel vermerkt. Und alle Erwachsenen im Theater, die das Stück gelesen haben, waren gleichermaßen begeistert.

Volksstimme: Wie geht es Ihnen denn an Ihrer alten Wirkungsstätte?

Salzmann: Sehr gut. Ich arbeite mit zwei tollen Schauspielerinnen zusammen. Ich fühle mich überhaupt sehr wohl an diesem Theater. Es gibt gegenseitigen Respekt und eine große Offenheit. Das geht durch alle Bereiche. Und dadurch entsteht Spaß an der Arbeit. Und die Stadt? Alles ist nah und vertraut, die Menschen, die Straßen, die Elbe, der Rotehornpark. Wunderbar. Ich genieße es.

Premiere: 17. März, Schauspielhaus, weitere Vorstellungen am 19. und 30. März