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Halberstadt lädt zur Otto-Korrespondenzschau / Sarkophag Bischof Bernhards zu sehen Domkustos: "Das war ein echter Krimi"

Von Grit Warnat 14.07.2012, 05:15

Erstmals wird im Domschatz Halberstadt der erbitterte, 13 Jahre währende Streit zwischen Halberstadts Bischof Bernhard und Otto dem Großen beleuchtet. "In der Hoffnung auf ewigen Lohn" ist in Korrespondenz zur großen Otto-Ausstellung in Magdeburg zu sehen.

Halberstadt l Die Medienvertreter werden zum gestrigen Ausstellungsgespräch in den Hohen Chor des Domes geladen. Sie sitzen im Rund, jeder hat freien Blick auf den ottonischen Sarkophag Bischof Bernhards. Mehr als zwei Meter misst das steinerne Grabmal. Die Inschrift ist einfach, schlicht. Festgehalten ist der 3. Februar 968. Es ist das Sterbedatum Bernhards.

Nur für die Zeit der Ausstellung können Besucher den Sarkophag so frei sehen. Allein das ist schon eine Besonderheit. Schließlich, so betont Domkustos Thomas Labusiak, gibt es nur zwei erhaltene Sarkophage aus ottonischer Zeit. Der zweite ist jener von Königin Mathilde in der Stiftskirche Quedlinburg.

Dass Bernhards Sarkophag für fast fünf Monate von der schweren Eichenplatte befreit wird, soll das Augenmerk auf die einstige Bedeutung jenes Mannes richten, der nicht nur mit seiner 45-jährigen Amtszeit in Halberstadt (923 bis 968) in die Geschichtsbücher einging, sondern als eiserner Widersacher Ottos des Großen von sich reden machte. Eben jener Sarkophag im Hohen Chor des Domes unterstreiche mit der Positionierung, der Monumentalität und der Klarheit der Inschrift die herausragende Rolle des Halberstädter Bischofs. "Er hatte einen Ehrenplatz", so Labusiak.

Erbittert geführter Streit um Macht und Einfluss

In der Sonderausstellung im Domschatz wird erstmals der über 13 Jahre erbittert geführte Streit zwischen Otto dem Großen und Bischof Bernhard beleuchtet. "Das war ein echter Krimi, ein Drama, mit allem, was dazugehört", sagt Labusiak.

Dieser "Krimi" begann 955, als Otto der Große die Schlacht auf dem Lechfeld gegen die Ungarn gewann und seine Pläne reiften, ein neues Erzbistum zu gründen. Es sollte im Wesentlichen aus dem alten Bistum Halberstadt hervorgehen. "In der Hoffnung auf ewigen Lohn", so der Titel der Ausstellung, wollte Otto sein Werk vollbringen und damit Gott gefallen. Halberstadt aber würde damit an Macht, an Einfluss, an Territorium verlieren. Bischof Bernhard stellte sich gegen Ottos Pläne und entwickelte sich zum unerbittlichen Gegenpart.

Auch der Höhepunkt des Streits im Jahr 966, die Gefangennahme Bernhards durch Otto in Quedlinburg und die nachfolgenden nicht minder aufregenden Ereignisse, werden in der Ausstellung eingefangen. Auszüge aus der Halberstädter Bischofschronik sind abgedruckt - sie sind für diese Ausstellung übersetzt worden.

"Wir wollen Geschichte erzählen wie in einem Buch"

Man muss bereit sein zu lesen, wenn man all das erfahren möchte. Große Bänder hängen im Kreuzgang, auf denen schriftlich der Entwicklung des Halberstädter Bistums bis ins späte 10. Jahrhundert nachgegangen wird. "Wir wollen Geschichte erzählen wie in einem Buch", sagt Kunsthistorikerin Anja Preiß. Dieses Buch erzählt auch vom Tod Bernhards und dem damit endenden Streit. Zwei Jahre später wird es das Erzbistum Magdeburg geben.

Die Ausstellung rückt im Ottonenjahr 2012 - Kaiser Ottos Geburtstag jährt sich zum 1100. Mal, der Papst krönte ihn vor 1050 Jahren - einen Aspekt aus Ottos Herrschaft in den Mittelpunkt. Die Domstadt ist neben Gernrode, Memleben, Merseburg, Quedlinburg, Tilleda und Wallhausen Korrespondenzort zur Landesausstellung in Magdeburg. Im Kulturhistorischen Museum der Landeshauptstadt wird ab 27. August die große Schau "Otto der Große und das Römische Reich. Kaisertum von der Antike zum Mittelalter" eröffnet.

"In der Hoffnung auf ewigen Lohn - Otto der Große und das Bistum Magdeburg": vom 14. Juli bis 9. Dezember im Domschatz Halberstadt