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Wettbewerb Ein Drehbuch, ein Film und Hexen

Das Landschulheim Grovesmühle erhält beim Geschichtswettbewerb des Bundespräsidenten gleich mehrere Auszeichnungen.

Von Grit Warnat 16.09.2017, 01:01

Veckenstedt l Weiden und jede Menge Grün säumen die Wege auf dem weitläufigen Gelände des Landschulheimes Grovesmühle in Veckenstedt (Harzkreis). Der Blick von dort ist frei auf die Erhebungen des Harzes, bei gutem Wetter auf den Brocken. Ins Mittelgebirge, das so nah vor der Schulhaus-Tür liegt, hatte es sechs Schüler der damaligen 6. Klasse gezogen. Zur Recherche und zum Drehen. Für den Geschichtswettbewerb des Bundespräsidenten entschieden sich vier Mädchen und zwei Jungen der Schule, sich mit der Hexenverfolgung in der Grafschaft Wernigerode zu beschäftigen. Ein Drehbuch wurde geschrieben, ein Stück gespielt, ein 23-minütiger Film gedreht. Jetzt gibt es dafür einen der Landespreise. Am Montag ist Preisverleihung in Magdeburg.

„Wir wollten mehr zu diesem Thema erfahren. Hexen gehören ja zum Harz“, sagt Laurenz Bormann. Und das nicht nur als sagenhafte Gestalten und als Souvenir in den Shops. Dass auch Martin Luther Fürsprecher der Hexenverfolgung war, wussten die Schüler bis dato nicht.

Im Mittelalter wurden Menschen der Hexerei beschuldigt, verfolgt, auf Scheiterhaufen verbrannt. Ein von der Gruppe entwickeltes Theaterstück dreht sich um solch eine Hexenverbrennung im Wald, erzählen die Schüler. Es ist Teil des Filmes, für den sie sich auf Spurensuche begeben und einstige Schauplätze aufgesucht haben. Drübeck mit seinem Kloster, der Bocken, der Hexentanzplatz, Schloss Wernigerode.

Verschiedene Themen für den Wettbewerb, der in diesem Jahr unter dem Motto „Gott und die Welt. Religion macht Geschichte“ stand, hatte Ines Märkisch vorgeschlagen. Die Lehrerin für Mathematik und Geschichte an der Schule in freier Trägerschaft betreut seit Jahren Schüler und Schülergruppen, die am bundesweiten, alle zwei Jahre ausgeschriebenen Wettbewerb teilnehmen wollen. „Es ist wichtig, dass wir uns mit unserer Geschichte auseinandersetzen“, sagt die Tutorin.

Dass es das Thema Hexenverfolgung sein soll, darüber waren sich Ameli Knopf Contreras, Antonia Petersen, Emilie Hohaus, Laurenz Bormann, Lina Theresa Gehrke und Philipp Titze einig. Nur das Wie war in der Diskussion. Die Mädchen wollten ein Drehbuch und einen Film, die Jungen ein Buch machen. „Gegen vier Mädchen haben zwei Jungs keine Chance“, stellt Philipp Titze klar. Alle lachen.

Spaß habe die Arbeit gemacht und Erhellendes gebracht, sagen alle unisono. Die Tutorin hört’s gern. Es steckt viel Arbeit in den Projekten. 19 sehr verschiedenartige Arbeiten hatten Schüler des Landschulheimes Grovesmühle eingereicht. In ganz Sachsen-Anhalt waren es 45, deutschlandweit beteiligten sich mehr als 5000 Schüler mit 1639 Arbeiten.

Vier Grovesmühle-Beiträge haben gewonnen. Zudem gibt es den Titel „Landesbeste Schule Sachsen-Anhalt“. Die Auszeichnung, die die Veckenstedter Einrichtung nicht zum ersten Mal erhält, teilt man sich in diesem Jahr mit dem Gymnasium Philanthropinum aus Dessau-Roßlau.

Jeder Preisträger, so urteilt die veranstaltende Körber-Stiftung, habe sich intensiv mit dem Einfluss und Wirken von Glauben und Religion auf das Zusammenleben der Menschen beschäftigt.

Am Montag nun treffen sich alle in Magdeburg zur Preisverleihung durch Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU).

Aufgeregt? „Ja“, geben die ansonsten selbstbewussten Schüler zu. Schon vor der Kamera hätten sie sich ohne Scheu präsentiert, sagt die betreuende Lehrerin. Aufnahmen vom MDR gibt es auch. Philipp sagt keck: „Wir sind doch Profis.“

Wer unter den Landesgewinnern ist, hat die Chance auf den Bundessieg. Am 22. November ehrt der Bundespräsident in Schloss Bellevue. Alle fünf strahlen. Laurenz sagt: „Vielleicht fahren wir ja nach Berlin.“