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Albertinum vor der Wiedereröffnung Ein Hort der Kunst in spektakulärer Architektur

Von Simona Block 17.06.2010, 05:17

Skulpturen aus über fünf Jahrtausenden und Gemälde von der Romantik bis zur Gegenwart machen das Dresdner Albertinum zu einem Hort der Kunst. Nach langer Sanierung und Erweiterung öffnet das Ausstellungsgebäude "Haus der Moderne".

Dresden (dpa). Inmitten von Wirtschaftskrise und Spardebatten setzt Sachsen ein Zeichen für die Kultur: Der Freistaat feiert am Wochenende die Wiedereröffnung des entstaubten und um einen Depotneubau erweiterten Albertinums in Dresden. Mit rund 51 Millionen Euro katapultierte er das Ausstellungsgebäude aus dem 19. Jahrhundert in die Zukunft. Die Substanz wurde saniert und mit einem nach der Flutkatastrophe 2002 notwendigen hochwassersicheren Zentraldepot für die Gemälde auch ein spektakulärer Architekturentwurf realisiert.

Die Staatlichen Kunstsammlungen sind damit um ein neues Museum reicher - äußerlich und inhaltlich. "Die Familie ist wieder intakt", sagt Generaldirektor Martin Roth. Notwendig geworden war die Sanierung nach dem verheerenden Hochwasser, als tausende Gemälde vor den Wassermassen gerettet und die bisherigen Aufbewahrungsräume aufgegeben werden mussten. Den Grundstock für die Baumaßnahme bildete der Erlös von 3,4 Millionen Euro aus einer Benefizauktion in Berlin im November 2002, bei der renommierte deutsche Künstler Werke gestiftet hatten.

Das neue Albertinum beherbergt die Skulpturensammlung mit Plastiken aus über fünf Jahrtausenden von der Antike bis zur Gegenwart und die Galerie Neue Meister Gemälde von der Romantik bis zur Moderne. Dabei sind Malerei und Bildhauerei teils auch in Verbindung zueinander arrangiert. Mit dem neuen Museum hat sich die Fläche für die Kunst des 19. bis 21. Jahrhunderts vervierfacht.

Arbeiten von Förster, Moore und Cragg

Neben Meisterwerken von Auguste Rodin – Dresden besitzt den umfangreichsten Bestand an Plastiken des französischen Bildhauers in Deutschland – Wilhelm Lehmbruck oder Edgar Degas sowie Ernst Rietschel ist die Kunst der DDR mit Wieland Förster oder Hermann Glöckner vertreten, die Moderne mit Arbeiten von Per Kirkeby, Henry Moore oder Tony Cragg. Eine Besonderheit sind gläserne Schaudepots, die mit Skulpturen von der Antike über den Barock bis zur Gegenwart bisher verborgene Schätze des Bestandes auf Dauer zugänglich machen.

Im Obergeschoss hängen in hellen, mit Parkett edel-puristisch ausgestatteten Sälen mit Ober- und Kunstlicht rund 300 Meisterwerke, wobei die Gegenwartskunst in Dialog mit der Kunst des 19./20. Jahrhunderts tritt. Dabei führt der Rundgang von zeitgenössischer Dresdner Kunst unter anderen von Eberhard Havekost und Martin Borowski über die Romantik mit Caspar David Friedrich und Ludwig Richter, die Impressionisten Monet und Liebermann, Max Slevoigt, die "Brücke"-Künstler und die Klassische Moderne mit Otto Dix und Oskar Kokoschka zu Gegenwartskünstlern von Weltrang und mit sächsischen Wurzeln.

A.R. Penck und Georg Baselitz haben je einen, Gerhard Richter sogar zwei eigene Räume. "Eigene Räume für Künstler in einem Museum sind weltweit einmalig", sagt Galeriedirektor Ulrich Bischoff.

Neben dem von Richter für die Benefizauktion 2002 gespendeten abstrakten Gemälde "Fels" arrangierte der in Köln lebende Künstler Dresdner Bilder, eigene Werke sowie Leihgaben von Sammlern. Mit der Glas-Stahl-Installation "Neun Scheiben" und dem für das Albertinum geschaffenen Werk "Aladin" – 42 brandneue Hinterglasbilder – gibt es sogar zwei Weltpremieren. Auch Baselitz hat für "seinen" Raum nebenan elf Gemälde und eine bemalte Holzskulptur arrangiert, die mit Dresden zu tun haben.

Gemäldedepot ist in einer "Arche" zu finden

Neben Leihgaben des in Bayern lebenden Künstlers und aus Privatbesitz befinden sich mit "The Bridge Ghosts Supper" (2006) sowie "Frauenkopf und Tannen" (1985) auch zwei Bilder aus dem Bestand der Galerie Neue Meister darunter.

Das Gemäldedepot für rund 6000 Bilder der Galerien Alte und Neue Meister und Restaurierungswerkstätten sind in der spektakulären "Arche" untergebracht. Das 60 Meter lange, zweigeschossige Gebäude aus Stahl, das der Berliner Architekt Volker Staab entwarf, scheint in Höhe der Traufkante ins Albertinum eingehängt. Der 2700 Tonnen- Neubau liegt auf einem Aufzugsschacht und zwei Meter dicken Stahlbetonstützen, die bis in den felsigen Untergrund reichen. Die "Brücke für die Kunst" schwebt in 17 Metern Höhe quasi über dem Innenhof - das dürfte das Albertinum auch für Architekturfans zum Anziehungspunkt machen.