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Magdeburger Galerie "Himmelreich" feiert ihren 20. Geburtstag Ein Verein setzt zum Jubiläum auf Künstler mit dem Vornamen Otto

Von Jörg-Heiko Bruns 15.09.2012, 03:12

Auch wenn sie ihr Domizil in der Himmelreichstraße vor sechs Jahren wechseln musste, sie ist immer noch da, die Galerie "Himmelreich". Jetzt feiert sie in Magdeburg ihren 20. Geburtstag und stellt die Jubiläumsausstellung in den Kontext der städtischen Bemühungen um Otto den Großen.

Magdeburg l Vor zehn Jahren sagte jemand, dass er in keinem Verein mehr sei, die Ausnahme von der Regel sei das Himmelreich, weil er da sonst als Atheist nicht hineinkomme. Nun sind wieder zehn Jahre vergangen, und der Kunstverein "Freunde des Himmelreichs" feiert mit seinen Mitstreitern, Verehrern und Kunden. Aber was sind 20 Jahre gegen 2000 des ewigen Himmelreichs? Das ist ideell und an die tapferen Macher denkend, eigentlich nicht weniger. Großes Engagement, viel ehrenamtliche Arbeit, alles für die Kunst, stecken dahinter.

Auch immer weniger Unterstützung bei knappen öffentlichen Kassen, was nicht heißen soll, es gäbe keine. Umso mehr ist die Arbeit dieser kleinen und rührigen Galerie zu würdigen, die sich vor allem auf Ausstellungen und den Vertrieb von bildender Kunst im eher traditionellen Sinne spezialisiert hat.

In der engeren Wahl stehen Künstler aus Sachsen-Anhalt

Künstler aus Sachsen-Anhalt stehen immer in der engeren Wahl. Aber auch Namen wie Fritz Cremer, Wieland Förster, Sabine Grzimek, Harald Metzkes, Otto Möhwald, Otto Niemeyer-Holstein, Inge und Moritz Götze, Gustav Seitz, Werner Stötzer, Claus Weidensdorfer und viele andere Große der ostdeutschen Kunst hatten hier Ausstellungen. Natürlich haben auch Magdeburger Künstler im Himmelreich ihren Platz. Erinnert sei an Jochen Aue, Manfred Gabriel, Michael Emig, die beiden Borischs, Alfons Scholz, Annedore Policek, Rudolf Pötsch und viele andere. Die Auswahl durch den Vorstand verläuft äußerst kritisch.

Am 1. September 1992 gegründet, hat der Verein derzeit 154 Mitglieder und konnte 282 Ausstellungen mit nahezu 500 Künstlern zeigen. Der erste Vorsitzende, Walter Pölking, hat wesentlich dazu beigetragen, Kontinuität zu schaffen und Manfred Gabriel, selbst Maler, hat das Ruder seit zehn Jahren in der Hand.

Die Künstler Dieter Ramdohr und Michael Emig fungierten zunächst als Galerieleiter, bis der umtriebige Walter Schmidt übernahm und vor allem die breite Ausstrahlung der Galerie in Betriebe und Institutionen vorantrieb und ein Angebot von Dienstleistungen für Kunstfreunde installierte. Bei ihm hat Jutta Landgraf gelernt und übernahm 2002 die Leitung. Jetzt residiert die Galerie im Breiten Weg 213 b, aber Himmelreich blieb Himmelreich.

Arbeiten von Otto Dix bis Otto Möhwald

Aktuell, und eigens zum Jubiläum, lockt die Galerie ihre Besucher mit der Ausstellung "Künstler Otto - Von Otto Dix bis Otto Möhwald". Gezeigt werden Malerei, Grafik, Plastik von Künstlern, die den Vornamen Otto tragen. Vielleicht auch eine ironische Sentenz zu dem großen Otto-Rummel, der wieder ausgebrochen ist. Für die neue Ausstellung selbst spielt die Ironie dann keine Rolle mehr.

Leihgaben vom Kulturhistorischen Museum

Das Kulturhistorische Museum lieh unter anderem wunderbare Malereien von Otto Niemeyer-Holstein (1896-1984), Otto Möhwald (geb. 1933), Otto Manigk (1902-1972) und Hans-Otto Schmidt (geb. 1945) an das Himmelreich.

Ein Kunstsammler konnte gleich vier Unikate des international bekannten Stuttgarter Künstlers Otto Herbert Hajek (1927-2005), einen Holzschnitt von Otto Pankok (1893-1966) und die Lithografie "Masken I" von Otto Dix (1891-1969) beisteuern. Ein anderer Sammler lieh neben anderen die Farbserigrafie "Lichtballett IV" von Otto Piene, dem ZERO-Künstler und Wegbereiter der Licht- und Feuerkunst, aus.

Der Chef des Kunstvereins, Manfred Gabriel, trennte sich für die Zeit der Ausstellung von vier Handzeichnungen seines ersten Lehrers Otto Fischer-Lamberg und dem wahrscheinlich letzten Selbstporträt des mit ihm befreundeten Otto Niemeyer-Holstein.

Alle diese Otto-Künstler wurden auch im Laufe der vergangenen 20 Jahre in der Galerie mit Ausstellungen bedacht. Andere Künstler, zumeist Vertreter des 19. Jahrhunderts, ergänzen den facettenreichen Otto-Reigen.

Nach der Feier legt keiner der Freunde des Himmelreichs die Hände in den Schoß. Das Ausstellungsjahr 2013 verheißt nur Gutes mit Silvia Hagen, Harald Metzkes, Thomas Ranft, Joachim Böttcher, Ullrich Tarlatt, Thomas Rug, dem diesjährigen Landeskunstpreisträger, Uwe Pfeifer und den Magdeburgern Dieter Ramdohr und Benjamin Borisch. So wird die für Sachsen-Anhalt nicht unbedeutende Galerie weiter eine kleine Bastion für gute Kunst bleiben.

Ausstellung bis zum 5. Oktober, Öffnungszeiten: dienstags bis freitags 12 bis 18 Uhr, samstags 10 bis 13 Uhr