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Kinderbuch Eine Geschichte in 19 Sprachen

Das neueste Buch von Jürgen Jankofsky ist etwas Besonderes. Es ist eine Geschichte für Kinder in 19 Sprachen.

Von Grit Warnat 09.08.2017, 01:01

Magdeburg l Jürgen Jankofsky ist freischaffender Schriftsteller und ein begeisterter Reisender. Seine Erlebnisse rund um den Erdball verarbeitet er oft literarisch wie beispielsweise in seinem Buch „Reise um die Erde in 226 Texten“, seinen Miniaturen für Erwachsene. Immer wieder hat er Begegnungen mit unterschiedlichen Kulturkreisen aber auch in seinen Kinderbüchern aufgegriffen. Vor zehn Jahren erschien sein erstes zweisprachiges Kinderbuch.

Der gebürtige Merseburger, angeregt dazu auf einem Schriftstellerkongress, hatte das Projekt mit einem tunesischen Autoren-Kollegen verwirklicht. Damals war schon Anna die Protagonistin. Sie erlebte mittlerweile in fünf Büchern ihre Geschichten – zwischen Ghana, Kambodscha und Japan. Immer hat Jankofsky dafür mit einem Kollegen aus dem jeweiligen Land zusammengearbeitet und kulturelle Besonderheiten wie Kleidung und Essgewohnheiten in zwei Sprachen aufgegriffen. „Unser Grundansinnen war, Verständnis füreinander zu wecken“, so der Autor, der nicht nur in Schulen in Sachsen-Anhalt unterwegs ist, sondern immer wieder auch Lesungen vor Kindern auf seinen Reisen hat.

Jetzt nun ein Buch in 19 Sprachen. „Anna Hood“ heißt es und erzählt deutsch auf elf Seiten von Anna und Robin, die entsetzt sind vom Leid der Flüchtlinge und ihnen helfen wollen. Jankofsky bedient sich dafür der Geschichte von Robin Hood, der einst mutig und klug den Reichen das Geld abknöpft hatte, um es den Armen zu geben. „Robin Hood kennt fast jedes Kind auf der Welt. Er ist in den Büchern und in zahlreichen Filmen präsent. Ich muss nirgends seine Geschichte erklären“, erzählt der Autor aus eigenem Erfahren.

Lange habe Jankofsky nach solch einer Figur gesucht, um Ungerechtigkeit auf der Welt zu thematisieren. Vier, fünf Jahre habe er die Idee zu diesem Vielsprachenbuch mit sich herumgetragen. Die Story könne man nicht noch einmal erzählen, sagt Jankofsky, der sich für die weibliche Figur entschied. So erlernt seine Anna das Bogenschießen, schminkt sich die Lippen grün und zieht einen grünen Pullover an.

Anna und Robin sind in die meistgesprochen Sprachen wie Englisch und Französisch, Arabisch und Spanisch übersetzt, man kann sie auf Türkisch und Georgisch, Hindi und Hebräisch, Polnisch und Tingrinya lesen, eine Sprache, die in Äthiopien, Eritrea und Somalia gesprochen wird.

„Das Team zusammenzubringen, war nicht einfach“, sagt Jankofsky, der in erster Linie bei Freunden und Bekannten nach Übersetzungen angefragt hatte. Wahid Nader, der syrische Lyriker, der seit vielen Jahren in Magdeburg lebt, übersetzte aus dem Arabischen, Marco Organo, der in diesem Jahr mit dem Klopstock-Förderpreis des Landes Sachsen-Anhalt geehrt wird, aus dem Englischen.

Bebildert hat das Buch Heike Lichtenberg, die schon die Anna-Vorgänger-Bücher illustrierte und jetzt Anna Hood mit Pfeil und Bogen immer wieder neu erfindet.

Bei der InterLese Ende September, einem Projekt des Bödecker-Kreises, wird das Buch in mehreren Städten, darunter auch Magdeburg, vorgestellt. Ausländische Autoren, die für das Buch übersetzt haben, sind am 26. September bei der Landesvertretung Sachsen-Anhalt in Berlin zu Gast. Der Mitteldeutsche Verlag in Halle, der das Buch auf den Markt bringt, wirbt dafür unter anderem an Europaschulen. Die Rotarier von Merseburg haben vier Klassensätze gekauft und sie an dortigen Grundschulen verteilt.

„Anna Hood“ ist im Mitteldeutschen Verlag Halle erschienen (ISBN 978-3-95462-877-3) und kostet 9,95 Euro.