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Am Sonntag erhält der chinesische Autor Liao Yiwu den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels Eine Stimme für die Verstoßenen des modernen China

09.10.2012, 08:28

Berlin (dapd) l "In China zählt nur das Geld, die Natur ist zerstört, die Moral herunter". Diese Abrechnung mit seiner Heimat stammt von Liao Yiwu, der am Sonntag den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels erhält. Geäußert hat er sie im vergangenen Jahr in München bei der Verleihung des Geschwister-Scholl-Preises, der ihm für sein Buch "Für ein Lied und hundert Lieder. Ein Zeugenbericht aus chinesischen Gefängnissen" verliehen wurde. Liao war 1990 verhaftet worden, weil er anlässlich des Massakers auf dem Platz des Himmlischen Friedens in Peking 1989 ein kritisches Gedicht verfasst hatte.

An den Protesten, die von der Regierung gewaltsam niedergeschlagen wurden, hatte Liao selbst nicht teilgenommen. Aber durch das Gedicht geriet er endgültig ins Visier der Behörden des kommunistischen Landes. Bis dahin war der vom Kulturministerium in die Riege der Staatsschriftsteller aufgenommene Liao zwar kritisch beäugt und mehrmals mit einem Schreibverbot belegt worden, sodass Untergrundzeitschriften seine Werke publizierten.

Die vierjährige Inhaftierung war sein eigentliches literarisches Erweckungserlebnis. Das Schicksal und das Leid seiner Mithäftlinge berührten ihn zutiefst. Fortan widmete er sein Schaffen gänzlich den Verstoßenen der chinesischen Gesellschaft. Liao legt "als unbeirrbarer Chronist und Beobachter Zeugnis ab für die Verstoßenen des modernen China", wie es in der Begründung für die Vergabe des Friedenspreises des Deutschen Buchhandels hieß.