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Schauspielhaus Filmrettung mit Bananen und Erdnüssen

Am Schauspielhaus Magdeburg hatte die Boulevard-Komödie "Mondlicht und Magnolien" Premiere.

Von Rolf-Dietmar Schmidt 09.10.2016, 23:01

Magdeburg l Genau betrachtet ist die Entstehungsgeschichte des Kultfilms „Vom Winde verweht“ nach dem gleichnamigen Roman von Margaret Mitchell eine Tragödie. Ron Hutchinson, gebürtiger Brite und Wahlamerikaner, machte die grotesk-skurrile Komödie „Mondlicht und Magnolien“ für das Theater daraus. Am 8. Oktober hatte das Stück im Magdeburger Schauspielhaus Premiere.

So trivial wie das Buch ist eigentlich auch der Inhalt des Theaterstücks, wäre da nicht die mögliche Einordnung der Intentionen der Traumfabrik Hollywood in eine Zeit, in der 1939 in Europa eine der dunkelsten Epochen der Menschheitsgeschichte anbricht. Hinzu kommt der beinahe historische Zynismus, dass es ausgerechnet fast ausschließlich jüdische Emigranten sind, die Hollywood zu einem Mythos machen.

Beide Aspekte kommen in der Gast-Inszenierung von Ruth Messing vor, gehen aber in dem skurrilen Slapstick-Geschehen ziemlich unter. Das Theaterstück, das sich an tatsächliche Ereignisse während der Produktion des Films anlehnen soll, sieht den Produzenten David O. Selznick, sehr überzeugend in dieser Rolle Burkhard Wolf, in höchster Not. Das Drehbuch taugt nur für den Papierkorb, die Regisseure schmeißen reihenweise das Handtuch oder verfallen wie die Darsteller in Depressionen. Da hilft nur, die Besten der Besten für fünf Tage einzusperren, damit sie dank Unmengen von Bananen und Erdnüssen den Film retten. Die Besten der Besten im wahrsten Sinn des Wortes sind der Drehbuchautor Ben Hecht, gespielt von Marian Kindermann, und der Regisseur Victor Fleming, den Zlatko Maltar gibt. Nicht minder urkomisch ist trotz der eher kleineren Rolle Iris Albrecht als Sekretärin Miss Poppenghul, der diese Figur förmlich auf den Leib geschnitten ist.

Und damit das Drehbuch auch tatsächlich den Anforderungen des Produzenten genügt, spielt er in dem Theaterstück zusammen mit dem Regisseur jede der Szenen des 1000-Seiten-Romans vor, so dass der Drehbuchautor nur noch mitschreiben muss.

Aus dieser Situation ergeben sich jede Menge grotesker Konflikte, deren Komik aus der gnadenlosen Überziehung der Realität entsteht, was aber nur teilweise gelingt. Das eigentliche Anliegen, zu zeigen, dass die künstlerischen Ambitionen der Traumfabrik Hollywood eine Illusion sind, es nur um maximalen Profit geht, verliert sich leicht im Slapstick-Getümmel.

Wer allerdings in einer Boulevard-Komödie nicht beständig auf der Suche nach dem tieferen Sinn ist, sondern sich vor allem an den zahllosen Ideen, humoristischen Wendungen und allzu menschlichen Unzulänglichkeiten erfreuen kann, der wird einen höchst amüsanten Abend erleben.

Immerhin zeigen Filme aus der Kategorie „Vom Winde verweht“ eine scheinbare Realität, die von den Zuschauern nur zu gern zu einem Wunschbild der Wirklichkeit stilisiert wird. Wenn das Theater, unter anderem mit dieser Inszenierung, diese Wünsche wieder auf den Boden des Alltags zurückholt, dann steckt eben doch ein tieferer Sinn dahinter.

Die nächsten Vorstellungen sind am 16. Oktober, 13. und 25. November.