Philharmonisches Kammerorchester eröffnet Wernigeröder Schlossfestspiele Große Spielfreude, Humor und Lust am Experiment
Wernigerode l Mit der "First Night" eröffnete das Philharmonische Kammerorchester Wernigerode unter Leitung von MD Christian Fitzner am Sonnabend furios die 18. Schlossfestspiele.
Musikalisch reichte die Bandbreite vom Barock mit Händels "Wassermusik" über Konzerte für zwei Trompeten von Vivaldi und Franceschini bis zur Gegenwart mit Enjott Schneiders "Vivaldissimo" für zwei Trompeten, Streichorchester und Cembalo.
Eingebettet in die glanzvoll strahlenden Klänge war eine Chor-Komposition "Die Geschichte von den fünf Tropfen" des vietnamesischen Komponisten Hoang Luong (geboren 1959) für die 30 Mitglieder des "Sol Art"-Kinderchors aus Hanoi. Wasser als Lebenselixier - das war chorisch, mit tänzerischen Elementen wie Rudern oder Segel setzen und instrumental auf Bambusinstrumenten zu erleben. Auf den Regen umsprühten Flügeln eines Flugzeugs oder lautmalerisch mit einem Titel, der die Geräusche von Wasser beschreibt. Das Sprudeln und Rauschen eines Bachs, das muntere Fließen über Kaskaden, das Aufprallen der Regentropfen auf einen See. Zum Schluss meckert eine durstige Ziege ...
Das Ereignis des Abends aber waren die Startrompeter Reinhold Friedrich (Karlsruhe) und Ferenc Mausz (Remscheid-Solingen), der schon mehrfach mit den Philharmonikern konzertierte. Der Musikprofessor und sein Meisterschüler. Zehn Minuten lang tosender Schlussapplaus und zwei Zugaben - zum Schluss lagen sie sich glücklich in den Armen.
Waren schon die Barockwerke eine Offenbarung, so war das "Vivaldissimo"-Konzert im Geist des venezianischen Meisters des 1950 geborenen Münchener Filmkomponisten und GEMA-Vorsitzenden Prof. Schneider die Krönung. Er komponierte sein Werk eigens für den Starsolisten Friedrich.
Expressive, synkopierte Orchesterklänge und Zwölftonharmonik, getrieben in Motivik und Rhythmik von den jazzigen Trompeten. Das Adagio klang wie eine Hommage an Nino Rotas Fellini-Filmmusik oder Astor Piazolla; der elegische Ton wurde durch die gestopften Instrumente noch unterstrichen. Und ein furioses Presto, das noch stärker die virtuose Kunstfertigkeit beider Solisten wie des Orchesters herausforderte. Zu erleben waren riesige Spielfreude, Humor und allergrößte Lust am Experiment pur. Die Besucher der "First Night" machte es glücklich.