Auf dem Theaterschiff betrachten die "Nachtschwärmer" das Fest der Feste etwas anders Kabarettistische Ausflüge in verklärte Zeit
Die Magdeburger "Nachtschwärmer" schwärmen wieder aus. Zum Jahreswechsel gibt es nun ihr drittes Weihnachtsspektakel auf dem Theaterschiff zwischen Rotehorn und Industriehafen.
Magdeburg l Auf der schwimmenden Bühne präsentieren sie fast täglich einen ganz eigenen Blick auf Geschenke, Tannenbaum und Bräuche in anderen Ländern. Das ist kein kompletter Verzicht auf die klassische Stimmung rund ums Fest, dafür aber ein kabarettistischer, teils sogar sarkastischer Ausflug in eine sonst eher verklärte Zeit.
Matthias Krizek, Ulrike Nocker und Oliver Vogt zeigen sich noch mehr als in der Vergangenheit als eine Mannschaft, die unter Deck - und nicht nur dort - zusammenhält. Das Programm ist aus einem Guss, man adaptiert dafür ungezwungen populäre Titel, versieht sie mit frischen Texten. Mancher Ohrwurm von Vaya Condidos oder Michael Jackson entpuppt sich schnell als fröhliche Weihnachtsantistimmung aus der Feder von Sabine Münz und Peter Hofmann.
Die Autoren wollen nicht verletzen, eher sensibilisieren. Zudem zeigen sich die "Nachtschwärmer" bei der dritten Auflage fast ein wenig kabarettistisch. Ihre Otto-Lieder nehmen die Kam- pagne rund um die Ottostadt auf die Schippe. Ja, sind wir denn wirklich alle Otto? Und so wirbt der berühmte Namensgeber schließlich mit "Otto fährt Theaterschiff" sogar sympathisch für eine Tour auf der "Marco Polo". Na klar, Eigenwerbung ist erlaubt, ohne Unterbrechung gehts ja schließlich im Fernsehen längst nicht mehr.
Eine heile Welt braucht Gegenstücke, Alternativen. In einem kleinen Kabinettstückchen lassen sich die beiden Herren auf dem roten Sofa und mit gelangweilten Gesichtern nicht von selbiger überzeugen. Da sucht Ulrike Nocker vergeblich, die zwei auf- und wachzurütteln, ihnen ein wenig vom Weihnachtsflair zu vermitteln, die mögen aber lieber Bier und Cognac.
Smutje Toralf Rosenthal kommt einmal auf die Bühne, seine Ente ist ja längst aufgegessen. Die Zubereitung eines Bratapfels erklärt er launig, da ähnelt das kleine Kochstudio mehr einem Labor als der Kombüse. Das Trio der Darsteller bewacht ihn in Security-Manier ganz in Schwarz und dunklen Brillen. Das Rezept darf sich der Zuschauer am Ende der Fahrt mitnehmen.
Was bleibt von der 2011er Schiffsweihnacht? Ein vergnüglicher Abend - noch bis zum 23. Dezember zu besuchen - locker und entspannt und ohne Feiertagsstress. Die kabarettistischen Einlagen haben zugenommen. Dafür fehlte ein wenig das solistische Element. Die "Dreierbande" dominiert über lange Strecken. Es bleibt, das ändert nichts am launigen Programm, wenig Raum für solistische Attitüden. Krizek und Nocker haben das Zeug für starke Einzelauftritte. Schade, das blieb etwas auf der Strecke, hätte dem Abend ein paar zusätzliche Glanzlichter verleihen können.
Karten und Infos unter 0 18 05 23 09 57 oder www. theaterschiff-magdeburg.de