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Krankenhausserie Männerbünde und eine ehrgeizige Frau

Konkurrierende Ärzte und das harte Leben Ende des 19. Jahrhunderts in der Berliner Charité: Darüber handelt die neue Serie auf ARD.

Von Elke Vogel 20.03.2017, 23:01

Berlin (dpa) l Kein fließendes Wasser, kein elektrisches Licht. Der Krankenhaus-Alltag in der Berliner Charité ist Ende des 19. Jahrhunderts hart. Dennoch schreiben zu dieser Zeit dort Männer wie der Mikrobiologe Robert Koch (Justus von Dohnányi), der Pathologe Rudolf Virchow (Ernst Stötzner), der Immunologe Emil von Behring (Matthias Koeberlin) und der Chemotherapie-Begründer Paul Ehrlich (Christoph Bach) Medizingeschichte. Drei von ihnen erhielten später den Nobelpreis.

Die am Dienstag, 21. März (20.15 Uhr) im Ersten startende historische Krankenhaus-Serie „Charité“ erzählt von diesen konkurrierenden Ärzten und Forschern – vor allem aber von der ehrgeizigen jungen Krankenpflegerin Ida Lenze (Alicia von Rittberg), die sich gegen die Männerherrschaft auflehnt. Und auch Liebe und Leidenschaft kommen im „Charité“-Sechsteiler nicht zu kurz.

Mit der ambitionierten historischen Krankenhaus-Serie in der Regie von Sönke Wortmann („Frau Müller muss weg!“, „Deutschland. Ein Sommermärchen“) will die ARD an den Erfolg der Serie „Weissensee“ anknüpfen. Mit ähnlich großer Sorgfalt wie in „Weissensee“ die DDR wird in „Charité“ das Klinik-Leben um das Jahr 1888 in Szene gesetzt. Auch inhaltlich setzt die Serie auf die richtige Mischung: Medizingeschichte und Politik, Gesellschaftsleben und Zwischenmenschliches in der Wilhelminischen Zeit.

Die junge Waise Ida schleppt sich mit akuter Blinddarmentzündung in die „Charité“ – das Krankenhaus, dessen Name „Barmherzigkeit“ bedeutet. Ein Kampf auf Leben und Tod beginnt. Oberin Martha (Ramona Kunze-Libnow) empfiehlt kalte Leibwickel. So neumodische Dinge wie Operationen lehnt die Diakonisse ab. „Der Körper muss sich selbst heilen – mit guter Pflege und Gottes Hilfe“, sagt Martha, die gegen den „Ungeist des sogenannten Fortschritts“ kämpft. Doch der Fortschritt ist nicht aufzuhalten. Im Auditorium wird Ida vor den „Charité“-Studenten mit einer neuen Methode operiert – und überlebt. Weil sie die Behandlungskosten aber nicht bezahlen kann, muss Ida ihre Schulden abarbeiten. Als „Hilfswärterin“ pflegt sie an der Seite der Diakonissen und weltlichen Wärterinnen die Kranken.

Die 23-jährige Alicia von Rittberg („Und alle haben geschwiegen“) spielt die junge Frau, die für ein selbstbestimmtes Leben kämpft. Ida möchte Medizin studieren – doch ein Studium ist Frauen im Deutschen Reich verboten. „Für eine Frau haben Sie ja ungewöhnliche Interessen“, meint Doktor von Behring missbilligend. Und selbst die eigenen Krankenpflege-Kolleginnen lachen nur über Idas Wunsch.

Die gebürtige Münchnerin von Rittberg stand schon mit internationalen Stars wie Brad Pitt in „Herz aus Stahl“ und Ewan McGregor in „Verräter wie wir“ vor der Kamera.

Das dicht gewebte und aufwendig recherchierte Drehbuch zur historischen Krankenhausserie (Dorothee Schön, Sabine Thor-Wiedemann) setzt Regisseur Wortmann gekonnt um. Nie verheddert sich die Story in den vielen Handlungssträngen. Statt einer Krankenhaus-Soap ist es eine spannende, gut recherchierte und packend inszenierte Serie.