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Karen Stone inszeniert zum Saisonstart des Theaters Magdeburg "Die Hochzeit des Figaro" "Diese Oper ist ein Wunder"

Das Theater Magdeburg startet am 14. September mit der vielgespielten
und beliebten Mozart-Oper "Die Hochzeit des Figaro" in die neue
Spielzeit. Generalintendantin Karen Stone, leidenschaftliche Opernfrau,
führt Regie. Grit Warnat hat vor der Premiere mit Karen Stone
gesprochen.

10.09.2013, 01:20

Volksstimme: Johannes Brahms sagte über "Die Hochzeit des Figaro": Jede Nummer in Mozarts Figaro ist für mich ein Wunder. Ist es das für Sie auch?

Karen Stone: Absolut. Diese Oper ist ein Wunder. Mozart hat eine fantastische Komödie komponiert und da Ponte ein wunderbares Libretto geschrieben. Mozart fand in allem Herz und eine Seele. Diese Mischung zwischen einer Komödie und echten Emotionen ist hier äußerst gelungen und etwas ganz Besonderes. Die Oper besticht durch eine wunderbar tiefgründige, emotionsgeladene Musik. Es war übrigens meine zweite Oper, die ich gesehen habe.

"Napoleon sagte, \'Figaro\' sei die Revolution auf der Bühne"

Volksstimme: Es war die erste gemeinsame Arbeit von Wolfgang Amadeus Mozart und Lorenzo da Ponte. Sie feierten anschließend große Erfolge. Was machte ihre Zusammenarbeit so besonders?

Stone: Mozart war eine sehr interessante Persönlichkeit, da Ponte aber auch. Er war der Sohn einer jüdischen Familie, die Christen wurden. Er ist ins Priesterseminar gegangen, hatte mehrere Affären, musste durch Europa flüchten, hat dann eine Engländerin geheiratet und ging nach New York. Da Ponte führte ein Leben zwischen Casanova und großem Entdecker, er hatte eine unglaubliche Energie. Ich glaube, es war diese Energie, die Mozart so beeindruckt und sie in ihrer gemeinsamen Arbeit befruchtet hat.

Volksstimme: Die Oper hatte seinerzeit einen äußerst revolutionären Geist. Eine Dienerschaft rebelliert gegen den Adel. Das Stück unterlag der Zensur. Mozart hatte schon einen Namen zu dieser Zeit. Wissen Sie, wie er mit Zensur umging?

Stone: Es stimmt, das Theaterstück wurde unglaublich kontrovers aufgenommen. Wir sehen das heute aus unserer Sicht nur schwer, aber das Publikum damals hatte gleich verstanden: Das ist revolutionär. Selbst Napoleon sagte, "Figaro" sei die Revolution auf der Bühne. Mozart und da Ponte haben das Stück einfach ein wenig umgeschrieben. Sie haben stärker auf die Komödie gesetzt und dem Stück ein bisschen an Schärfe genommen. Der Druck von außen muss unglaublich groß gewesen sein.

"Sie haben dem Stück ein bisschen an Schärfe genommen"

Volksstimme: "Die Hochzeit des Figaro" ist die inhaltliche Fortsetzung der Oper "Der Barbier von Sevilla". Der steht ab Januar im Spielplan. Warum erst die Hochzeit, dann der Barbier?

Stone: Das ist nur eine Frage der Besetzung. Wir haben im Februar die Premiere vom "Rosenkavalier" und viele unserer Leute, die dort eingesetzt werden, sind jetzt auch in der "Hochzeit des Figaro" zu sehen.

Volksstimme: Sie wollten aber beide Stücke in dieser Spielzeit haben?

Stone: Ja, weil ich nicht nur die Opern interessant finde, sondern weil man sehr deutlich sehen kann, welche sozialen Unterschiede es vor der Revolution und danach, zu Beginn des 19. Jahrhunderts, gab. Das spürt man unglaublich in beiden Interpretationen.

"Ich möchte diese Oper spritzig und witzig haben"

Volksstimme: Die 27-jährige Sylvia Rena Ziegler als Cherubino und der 28 Jahre alte Gocha Abuladze als Figaro geben ihr Operndebüt im Ensemble. Es sind junge Leute, sie stehen an der Seite erfahrener Sänger. Ist das eine Herausforderung?

Stone: Viele Szenen haben etwas von einer Farce. Das muss viel geübt und geprobt werden. Natürlich auch die Texte, die auf Italienisch gesungen werden. Das ist für die jungen Sänger und Sängerinnen eine gute Schule. Ich möchte diese Oper spritzig und witzig haben und setze deshalb auf Jugend und Frische und damit auf eine gewisse Energie. Das Stück kann man auch an der Metropolitan Opera mit gestandenen Sängern aufführen, aber das wirkt dann gediegen. Das will ich nicht.

"Volker Lösch wird mit Macbeth sein Operndebüt geben"

Volksstimme: Mit dieser Premiere beginnt die Spielzeit an Ihrem Haus. Welche Aufführung ist für Sie ein weiterer Höhepunkt?

Stone: Ohne Zweifel ist das die Premiere von Verdis "Macbeth" am 2. November. Der große Schauspielregisseur Volker Lösch wird an unserem Haus sein Operndebüt geben. Lösch ist unter anderem ein wichtiger Streiter gegen den Stuttgarter Bahnhofsneubau. Verdi war ein politisch denkender Mensch, Lösch ist es ebenso. "Macbeth" wird für uns und sicher auch für ihn sehr aufregend werden.