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"Die Drei von der Tankstelle" feierte Premiere am Anhaltischen Theater Dessau Gute-Freunde-Geschichte voller Ideen, Tempo, Satire und Kurzweil

13.12.2010, 04:26

Eine bejubelte Premiere erlebte am Sonnabendabend die musikalische Komödie "Die Drei von der Tankstelle" nach dem gleichnamigen UFA-Filmklassiker der 1930er Jahre von Sepp Tatzel auf der Studiobühne des Anhaltischen Theaters Dessau.

Von Helmut Rohm

Dessau-Roßlau. "Hallo, hier sind wir. Was kostet die Welt?" Noch amüsieren sich Leander, Rocco und Paul köstlich, als der mit einer (symbolischen) Kuckucksmaske verkleidete Dr. Kalmus ihnen erzählt, dass der amerikanische Finanzmogul Bernard Madoff wegen Anlagenbetrugs für 150 Jahre ins Gefängnis muss.

Totale Ernüchterung und Handlungsstarre erst, als die Freunde erfahren, dass ihre Anlagen bei Madoff lagen – und auch sie dadurch total pleite sind. Was nun? Traurig-pessimistisch klingt ihr Lied "Ein Freund, ein guter Freund...". Dann die zündende Idee, eine Tankstelle zu eröffnen. Wiederaufstieg nach oben!? Sie werden: "Die Drei von der Tankstelle". Ihr Lied klingt nun schon wieder optimistischer.

Durchaus gelungen setzen Regisseurin Maria Viktoria Linke und ihr Team die landläufig bekannte Story auf der relativ kleinen Studiobühne um. Modern im Stil einer großen Show in einem einfallsreich gestalteten wandelbaren Bühnenbild (Ausstattung Jelena Nagori/Samuel Hof). Mit Livemusik einer Drei-Mann-Combo (Ulf Steinhauer, Steffen Gräf, Sven Klette), beim Finale mit Trompetensoli von Arne Lagemann.

Und insbesondere mit ideen- und temporeichem, mitunter lautem Spiel und Gesang der Mimen. Pfiffige Regieeinfälle befördern die Handlung, Überzeichnungen und Überhöhungen sind gewollt. Komik, Satire und Tanz (Choreografie Joe Monaghan) par exellence. Machmal allerdings auch nahe am Nervigen.

Jan Kersjes (Leander), Thorsten Köhler (Rocco) und Matthiew Svetchine (Paul) geben den drei ganz verschiedenen Typen faszinierende Ausstrahlung. Sie präsentieren deren Gefühle mit jeder Faser ihres Körpers und höchster Kondition auf einem weitgeöffneten Stimmungstablett. Es läuft doch nicht so gut mit der Tankstelle.

Lilly bringt Unruhe in die Männerfreundschaft

Erst Lilly, von Susanne Hessel als etwas affektierte, reiche, mit erotischer Ausstrahlung versehene junge Frau, aber gleichwohl berührend rein liebend dargestellt, bringt Abwechslung, Hoffnung und insbesondere höchste Unruhe in die Männerfreundschaft.

Ihr Papa Benz greift ein. Bei ihrer getrennt lebenden Mama holt sie Rat. Wie ist die scheinbar verfahrene Geschichte ins Reine zu bringen? Stephan Korves präsentiert begeisternd sowohl Papa und Mama, zu Beginn auch Dr. Kalmus.

Im symbolischen Gewirr der Modellstraßen vor der großen Zapfsäule, von der eine lebensgroße Rühmann-Pappfigur grüßt, nimmt alles einen guten Verlauf. Lilly entscheidet sich letztendlich für einen. Kuss. "Ein Freund, ein guter Freund..." – Happy End, auch für die beiden anderen.

Viel Beifall und Bravos gibt es für flotte eindreiviertel Stunden kurzweiliger Unterhaltung.

Die nächsten Aufführungen sind am Freitag und Sonnabend, dem 17. und 18. Dezember, jeweils um 19.30 Uhr.