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Sachsen-Anhalts Museen in Not Kein Geld, keine Führung

Sie gehören zu den kulturellen Glanzlichtern im Land, haben aber zum
Teil große Sorgen: die Museen Sachsen-Anhalts. Verbandsvorsitzende
Kristin Otto zieht Bilanz und wagt einen Ausblick.

29.12.2014, 01:06

Bernburg (dpa) l Den Museen in Sachsen-Anhalt fehlt es an Geld, bei vielen ist auch keine fachliche Führung vorhanden. "Im Schlossmuseum und im Klopstockhaus Quedlinburg sind die Direktorenstellen seit Jahren nicht besetzt, im Museum für Stadtgeschichte Dessau wurde die Leitung eingespart und das Haus dem Museum für Naturkunde unterstellt", nennt Kristin Otto, Vorsitzende des Museumsverbands Sachsen-Anhalt, nur einige Beispiele. Dass die Ankaufsetats vieler Museen auf null gesetzt worden seien, zeige ebenfalls die dramatische Situation, in der sich die Museen befänden. Auch könnten seit Jahren bestehende Dauerausstellungen aus Geldmangel nicht neu gestaltet werden, sagte Otto.

Auch im Bereich der ehrenamtlichen Museen sieht der Museumsverband Probleme. Zwar werde das Museum in Zörbig fachlich sehr gut ehrenamtlich begleitet. Aber: "Die kompetente Kollegin ist aber bereits über 80 Jahre alt und bemüht sich seit Jahren, das gut geführte Haus in jüngere Hände abzugeben, leider reagiert die Stadt Zörbig nicht mit entsprechenden unterstützenden Maßnahmen", umreißt Otto die Situation. Gleiches gelte für die wertvolle regionalgeschichtliche Sammlung der Lutherstadt Eisleben, die ebenfalls ehrenamtlich geführt werde. "Es fehlen Visionen, wie diese Sammlung für die Bevölkerung zugänglich gemacht werden kann."

Der Personalmangel führt nach den Worten der Verbandschefin auch dazu, dass der in einem Museum erforderliche Wissenstransfer von einer Generation zur nächsten über die laufende Dokumentation der Sammlungsobjekte zum jeweiligen Forschungsstand abbricht. "Das ist etwas, was der Besucher und Politiker nicht wahrnimmt, weil es hinter den Kulissen stattfindet", beklagt Otto. Der Besucher gehe davon aus, dass das Wissen, das ihm vermittelt wird, dem neuesten Stand entspricht. "Wenn man aber über ein Objekt nichts weiß, kann auch nichts vermittelt werden. Veraltetes Wissen ist unattraktiv."

Als weitere Problemfelder benennt Otto die Stichworte Inklusion und Digitalisierung. Bei der Inklusion, also der Teilhabe aller Menschen am gesellschaftlichen Leben, gehe es nicht nur darum, Barrierefreiheit in den zu über 80 Prozent denkmalgeschützten Museumsbauten herzustellen. Zu betrachten seien auch die Angebote für Sehbehinderte oder Hörgeschädigte sowie die Berücksichtigung der Bedürfnisse zugewanderter Bürger.

Zur Digitalisierung macht Otto deutlich: "Wer nicht mit seinen Beständen im Internet ist, ist draußen." Alle in den Museumsdepots lagernden Bestände müssten deshalb verfügbar gemacht werden. Jedoch fehlten häufig das notwendige Personal oder die finanziellen Mittel, um diese Aufgabe an Dritte zu übertragen. "Somit gibt es im Netz nur ein sehr unvollständiges Bild des Reichtums des kulturellen Erbes in Sachsen-Anhalt."

Auf 2015 angesprochen, erklärt die Verbandsvorsitzende, dass es Licht und Schatten geben werde. "So betrachten wir die Situation der städtischen Museen Dessau oder die Zukunft des Bismarck-Museums in Schönhausen mit großer Sorge." Zu den Glanzpunkten des Jahres 2015 zählten etwa die Ausstellungen zu Cranach dem Jüngeren. "Darauf freue ich mich besonders."