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In ihrem neuen Roman schickt Kerstin Gier ihre Heldin auf eine Zeitreise zurück in die Vergangenheit "Auf der anderen Seite ist das Gras viel grüner"

17.12.2011, 04:22

Köln (dpa) l Alles könnte so schön sein: Kati ist jung, erfolgreich im Job und seit fünf Jahren glücklich mit Felix. Doch dann verliebt sie sich Hals über Kopf in Mathias - und hinterfragt plötzlich all ihre Zukunftspläne. Das ist kurz gesagt die Geschichte des neuen Kerstin-Gier-Romans "Auf der anderen Seite ist das Gras viel grüner".

Mit Kati Wedekind ist der Autorin eine Protagonistin mit hohem Identifikationsfaktor gelungen. In der Ich-Perspektive schildert die 35-Jährige, wie sich nach fünf Jahren heimlich die Routine in der eigentlich glücklichen Beziehung breitgemacht hat: Wenig gemeinsame Zeit, kaum Kommunikation und noch weniger Sex. Als Kati dem attraktiven Mathias über den Weg läuft, ist es bald um sie geschehen. Bevor die beiden jedoch eine Affäre starten können, hat Kati einen Unfall, der eine Zeitreise auslöst. Statt im Jahr 2011, wacht sie 2006 im Krankenhaus wieder auf. Genau fünf Jahre und einen Tag ist es her, seit sie Felix begegnete und ihn kurze Zeit später heiratete.

"Auf der anderen Seite ist das Gras viel grüner" ist - die Jugendbücher mitgerechnet - der 17. Roman von Kerstin Gier. Viele ihrer Werke schaffen es auf die Bestseller-Listen. In ihrem aktuellen Buch fehlt es einigen Figuren leider an Tiefe, sie kommen allzu schablonenhaft daher.

So ist auch Felix\' bester Freund Gereon ein selbstverliebter Snob. Seine Darstellung wirkt überzogen und wenig glaubhaft. Katis Chefin Gabi ist ein nerviger Drachen. Ein bisschen weniger Klischee hätte es auch getan.

Dennoch beweist die Schriftstellerin in vielen Passagen Sinn für Situationskomik. Spannend zu beobachten ist der Wandlungsprozess, den Giers Protagonistin während ihrer Reise durchläuft. In dem Glauben, sich in einem Paralleluniversum zu befinden, handelt die eigentlich passive Kati viel zielstrebiger. Auch wenn einige Ereignisse vorhersehbar und das Happy End zu kitschig ist, handelt es sich bei dem Buch um einen kurzweiligen und erfrischenden Roman, dessen 282 Seiten schnell gelesen sind.

Kerstin Gier: Auf der anderen Seite ist das Gras viel grüner, Bastei Lübbe, Köln, 282 Seiten, Euro 12,99, ISBN 978-3-7857-6050-5