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Kunst Zugfahren und Kunstaktionen bestaunen

Das Kunstfest Weimar hat die Zugstrecke zwischen Jena und Naumburg in eine riesige Bühne verwandelt und bietet 50 Aktionen.

25.08.2017, 23:01

Jena/Naumburg (dpa) l Ein Blick aus dem Zugfenster – und auf der Straße entlang der Bahnstrecke ist ein Korso von roten Autos zu sehen. Auf der Wiese rennen plötzlich Büsche auseinander. Ein Hochsitz bekommt Beine und hetzt einem Jäger hinterher. Ein Läufer liefert sich mit dem Zug ein Wettrennen.

Szenen wie diese sollen am Wochenende vom 26. und 27. August Reisende zu sehen bekommen, die in Intercity-Zügen zwischen Jena-Paradies und Naumburg fahren. Unter dem Motto „Bewegtes Land – Inszenierungen für vorbeifahrende Züge“ will das Kunstfest Weimar das Saaletal in eine 30 Kilometer lange Bühne verwandeln.

Insgesamt 50 Kunstaktionen entlang der Strecke sollen die Zuschauer begleiten. Dabei werden künstlerische Darbietungen von Laien-Schauspielern gezeigt. In Camburg können sich die Zuggäste seit Freitag zudem am „Gemälde der Lokomotive“ erfreuen. Dieses wurde auf Initiative des Engländers Olly Bond, der seit Dezember 2016 Eigentümer des Bahnhofes ist, von Camburgern und Gästen angefertigt. Es zeigt eine Dampflokomotive in Originalgröße.

Zu den Kunstinstallationen auf der Bahnstrecke heißt es: „Jeder Zug, der am Wochenende auf dieser Strecke fährt, wird welche zu sehen bekommen“, versprach eine Sprecherin des Kunstfestes. Etwa 200 Freiwillige hätten sich bislang für die Aktionen gemeldet. „Das Produktionsteam freut sich über weitere Interessierte.“

Inszeniert wird das Projekt, ein Spiel mit Zeit und Tempo, von dem Künstlerduo Datenstrudel alias Jörn Hintzer und Jakob Hüfner, die Professoren für experimentelle Television an der Bauhaus-Universität Weimar sind. Die Videokünstler planen „Bewegtes Land“ bereits seit fünf Jahren und setzen es nun erstmals in Zusammenarbeit mit dem Kunstfest Weimar um.

Das Kunstfest, ein Festival für zeitgenössische Künste, läuft noch bis zum 3. September und bietet den Besuchern mehr als 100 Veranstaltungen.So etwa das Theaterstück „Malalai – die afghanische Jungfrau von Orléans“ von Robert Schuster und Julie Paucker. Malalai von Maiwand war eine Sanitäterin aus dem Unabhängigkeitskrieg 1880 gegen die Briten. Das Stück wird in Kooperation von der afghanischen Theatergruppe Azdar sowie deutschen, französischen und israelischen Akteuren aufgeführt. Die Gruppe aus Afghanistan hatte erst nach monatelanger Ungewissheit die Visa für das Kunstfest-Projekt erhalten, das wie andere Projekte von der Kulturstiftung des Bundes gefördert wird. Dieses Jahr wird mit etwa 30.000 Besuchern gerechnet. Das Festival war 1990 zur deutschen Wiedervereinigung gegründet worden.