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Kunstausstellung Magdeburg auf der documenta

Mit dem Fotografen Ulrich Wüst hat es ein gebürtiger Magdeburger auf die documenta geschafft. Zu Sehen sind auch Bilder aus Magdeburg.

Von Grit Warnat 06.08.2017, 01:01

Kassel/Magdeburg l 2001 hatte das Magdeburger Kunstmuseum Kloster Unser Lieben Frauen erstmals ein Konvolut von Fotografien des Ulrich Wüst ausgestellt. Der in Berlin lebende Fotograf hatte die Stadt an der Elbe, in der er 1949 geboren wurde und seine Kindheit verbrachte, viele Male besucht. Immer mit der Kamera. Zwischen 1981 und 2000 hielt er Straßen und Gebäude fest. Er zeigt auf seine ihm eigene künstlerische Art, nämlich das Minimalistische in Szene zu setzen, das Werden und Wachsen dieser Stadt.

20 Silbergelatineabzüge der Serie „Morgenstraße“ mit Ansichten von Straßen, Häusern und Industrie Magdeburgs sind nun auf der Weltkunstausstellung documenta in Kassel zu sehen. 86 Arbeiten von Ulrich Wüst sind insgesamt ausgestellt. Drei Serien. Alle haben einen Gegenstand: Ostdeutschland. „Meine Kollegen sind in der Welt unterwegs. Das liegt mir nicht“, sagt der Künstler.

Ulrich Wüst liegt das Urbane. In der Stadt und auf dem Dorf. Und er liebt klare Bildkompositionen und Motive fern der vielfotografierten touristischen Sehenswürdigkeiten. Bei Wüst gibt es auch das Kaputte. Seine Fotografien, stets schwarz-weiß, sind streng und sachlich. Er spielt mit Architektur und Licht. Häuser sind bei ihm immer auch geometrische Formen. Fassaden, Bürgersteige, Dächer. Auch ein Schatten kann Dreiecke und Rechtecke bilden.

Wüst setzt auf das Minimalistische. Menschen findet der Betrachter bei ihm nicht. „Sie binden alle Aufmerksamkeit. Das will ich nicht“, sagt er.

Mit diesem Stil geht er deutlich über das Dokumentarische hinaus. Auf das legte einst das Magdeburger Stadtplanungsamt Magdeburg Wert, als es zahlreiche Bilder der Stadt, darunter von Buckau und Ottersleben, angekauft hatte. Heute gehört dieses Konvolut zu den Sammlungen des Kunstmuseums Magdeburg, das einige der Bilder 2015 in einer Kabinettschau zeigte. In vielen weiteren renommierten Kunstsammlungen ist der Fotograf mit seiner Darstellung innerstädtischer Räume präsent.

Wüsts urbane Sichten werden auch auf Ausstellungen hochgeschätzt. Jetzt die documenta. „Die Einladung ist eine Adelung“, sagt Wüst. Und er erzählt, dass er sehr überrascht war, dass die Kasseler Ausstellungsmacher seine Serie der Morgenstraße von Magdeburg und seine alten Stadtbilder im Blick hatten.

Zudem hat sich Kassel auch für jüngere Arbeiten entschieden. 20 Bilder seiner Serie „Landlust“ aus den Jahren 2014 bis 2016 hängen neben seinen älteren Werken. Stadt neben Dorf. Das abgelichtete Dorf ist die Gemeinde Nordwestuckermark, Wüsts zweite Heimat. Die Gegenstände, die er dort findet, nennt er bescheiden, aber immer wieder spannend. Seinem minimalistischen Stil ist er in all den Jahren treu geblieben. Auch seinen Sichten. „Mein Thema ist Ostdeutschland. Und das frei von Ostalgie und Nostalgie“, so der 68-Jährige. Er spricht von seinem Lebenswerk.

Kann er sich vorstellen, Magdeburg noch einmal mit der Kamera einzufangen? Abgeneigt scheint Ulrich Wüst nicht zu sein. „Ich denke oft an Magdeburg. Die Stadt bleibt in aller Rauigkeit spannend.“