Kunstfest Weimar: Auseinandersetzung mit Mein Kampf
2016 laufen die Urheberrechte für Hitlers Propagandabuch Mein Kampf aus. Wie soll mit der Schrift des Diktators weiter umgegangen werden? Darüber wird beim Kunstfest Weimar diskutiert.

Weimar (dpa) - Es war in Millionen-Auflagen einst in fast jedem deutschen Haushalt vorhanden - und auch 70 Jahre nach dem Tod Adolf Hitlers ist seine Hetzschrift Mein Kampf, Band 1&2 noch auf Dachböden, in Antiquariaten und im Internet zu finden.
Das Kunstfest Weimar begibt sich an diesem Donnerstag mit einer Uraufführung des Berliner Theaterkollektivs Rimini Protokoll auf brisante Spurensuche. Auch bei diesem neuen dokumentarischen Theaterprojekt schilderten nicht Schauspieler, sondern sechs Frauen und Männer als Experten des Alltags ihre ganz persönliche Sicht und Beziehung zu dieser Hetzschrift, sagte Daniel Wetzel vom Rimini-Projekt der Deutschen Presse-Agentur. Die Theatergruppe gilt als ein Wegbereiter eines neuen Dokumentarismus im Theater.
2016 läuft der Urheberrechtschutz für das Buch aus, dessen Besitz in Deutschland zwar erlaubt, die Verbreitung aber verboten ist. Bayern hat mit dieser Begründung den Nachdruck bisher verhindert. Die Frage, wie mit einer Neuauflage umgegangen werden soll, habe bereits im Vorfeld für Unsicherheit gesorgt, sagte Wetzel. Wer würde es kaufen, wer lesen? Wie ist es historisch einzuschätzen? Hitler habe darin klar und überhaupt nicht verquast, wie oft behauptet, bereits Mitte der 1920er Jahre eine Art Handlungsanleitung für seine politische Weltanschauung geschrieben. Kunstfest-Intendant Christian Holtzhauer sagte: Die Debatte, die wir führen müssen: Wie mit dem Mythos des Buches umgehen?
Der Impuls zu dem Auftragswerk, das von der Kulturstiftung des Bundes mit 94 000 Euro unterstützt wird, entstand im Deutschen Nationaltheater Weimar in Auseinandersetzung mit der eigenen Geschichte. Hitler hatte zu Weimar eine ganz besondere Beziehung. 1926 fand in dem Theater, in dem 1919 die Weimarer Republik gegründet wurde, der erste NSDAP-Parteitag nach Aufhebung des Parteiverbots statt. 1937 errichteten die Nazis auf dem Ettersberg das KZ Buchenwald.