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Landesliteraturtage Freundschaften auf Papier

Die Landesliteraturtage stehen im Zeichen des Dichters Gleim (1719-1803).

Von Grit Warnat 16.09.2019, 01:01

Halberstadt l Das Gleimhaus in Halberstadt ist eines der ältesten deutschen Literaturmuseen. Der Dichter, Netzwerker und Sammler Johann Wilhelm Ludwig Gleim lebte dort – und sammelte Bücher, Antiquarisches, Modernes. Der von ihm sorgsam gehegte Bücherreichtum, vieles stammt aus dem 16. und 17. Jahrhundert, beeindruckt. Da passt es, dass solch ein Ort der Dichtung und Bücher federführend ist für ein Lesefestival. Und natürlich liegt bei so viel Gleim-Historie auf der Hand, dass der einstige Hausherr gehörig Anteil hat am Programm. Zumal das Museum in diesem Jahr auch dessen 300. Geburtstag feiert.

Das Halberstädter Haus hat in Veranstaltungen und Ausstellungen schon jede Menge von den Visionen des Netzwerkers erzählt und seinem Mühen um Humanität und Toleranz, um Bildung und ein friedliches Zusammenleben. Seine Ideen, so sagt Ute Pott, seien prägend für die Gegenwart. Bei den Landesliteraturtagen – überschrieben sind sie mit den Schlagworten „Netzwerk - Dichtung - Bildungslust“ – geht natürlich um Gleims Dichtung, vor allem aber um die Pflege seiner Freundschaften, um dichterische Freundschaftsverbünde. Für beides steht der Name Gleim. Aufs Gemeinschaftliche in heutiger Zeit wollen die Macher deshalb schauen, auf die Rolle der Literatur in diesem Gebilde, allen voran die Lyrik.

„Wir müssen miteinander sprechen“, sagt Ute Pott. Die Organisatoren haben sich zu „Freundeslesungen“ von Gegenwartsautoren inspirieren lassen. Zum Teil treten Autoren zu zweit oder im Kreis weiterer Freunde auf. Im Land existierende Arbeits- und Dichterkreise. Sie erzählen von Freundschaften auf Papier.

Bespielt werden zudem Orte, die mit Gleim und seinen Freunden in Verbindung gebracht werden. Er animierte die in Ballenstedt aufgewachsene Fürstin Pauline von Anhalt-Bernburg, spätere Förderin von Kunst und Kultur, zur schriftstellerischen Arbeit. Mit Anna Louisa Karsch, die in Halberstadt und Magdeburg lebte und als erste freie deutsche Schriftstellerin gilt, verband ihn eine enge Freundschaft. Auch der gebürtige Quedlinburger Friedrich Gottlieb Klopstock war häufig zu Gast im Hause Gleims.

Zu Klopstock schließt sich noch ein anderer Kreis. Der Literaturpreis des Landes ist nach dem Dichter benannt. Der Klopstock-Preis für neue Literatur ist die höchste Auszeichnung des Landes auf diesem Gebiet, er umfasst einen Haupt- und einen Förderpreis. Bisher Ausgezeichnete werden zu Gast sein, Uwe Kolbe zum Beispiel, der schon vielfach ausgezeichnet ist und 2016 den Hauptpreis erhielt. Förderpreisträger wie Mario Schneider, Michael Spyra, Anna Sperk und der diesjährige Preisträger Aron Boks werden aus ihren Werken lesen.

33 öffentliche Veranstaltungen und 26 Lesungen in Kindergärten und Schulen wird es nach Auskunft von Ute Pott in der Woche vom 21. bis 30. September geben. 83 Autoren aus dem ganzen Land sind geladen, darunter Thomas Rackwitz, Renate Sattler, André Schinkel, Wilhelm Bartsch, Torsten Olle, Jürgen Jankofsky, Dirk Bier­baß, Simone Trieder, Birgit Herkula, zudem Wissenschaftler, Musiker, Verleger.

Die Adressen der Veranstaltungsorte sind lang, reichen von Bernburg, Dessau-Roßlau über Quedlinburg, Stendal, Haldensleben bis nach Thale und Wittenberg. „Erstmals sind die Veranstaltungen nicht auf eine Stadt oder einen Landkreis begrenzt“, sagt die Gleimhaus-Chefin, die sich erfreut zeigt, dass auch viele Museumskollegen die Literaturtage in die territoriale Breite tragen. Mit dabei sind zudem die Literaturhäuser Magdeburg und Halle, mehrere Bibliotheken, die Franckeschen Stiftungen in Halle als Veranstaltungsort für ein Colloqium.

Das Gleimhaus selbst ist Ort für Gespräche und Lesungen. Im einstigen Wohnhaus Gleims werden die Landesliteraturtage am 21. September eröffnet und am 30. September beendet.

Das komplette Programm finden Sie hier.