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15. Schönebecker Operettensommer "Madame Pompadour" und amüsante Liebesabenteuer

08.07.2011, 04:33

Es ist oft Langeweile, die turbulente Geschichten auslöst. Bewiesen wird das gegenwärtig auf dem Bierer Berg bei Schönebeck. Auf der dortigen Freilichtbühne findet der 15. Schönebecker Operettensommer mit "Madame Pompadour" von Leo Fall statt.

Von Helmut Rohm

Schönebeck. Die Pompadour, Mätresse Ludwig XV., "flieht" mit ihrer Kammerfrau Belotte vom Hof, um sich zu amüsieren. Graf René ist seiner jungen, "bestens funktionierenden" Gattin Madeleine etwas überdrüssig. Auch er macht sich aus dem Staub. Ihr aller Hang nach erotischen Abenteuern führt sie, natürlich incognito, ins Gasthaus "Zum Musenstall". Auf einem Kostümball präsentierte dort Dichter Joseph Calicot bissige Spottlieder auf die Mätresse: "Die Pom, die Pom, die Pompadour ...".

Mit von der Partie sind "in geheimer Mission" Polizeiminister Maurepas und sein Spitzel Poulard, um der Pompadour etwas anzuhängen, sie beim König anzuschwärzen. Als auch noch die verlassene Madeleine auftaucht, um ihren Ehemann René zu suchen, wird alles total verzwickt. Dass später ebenfalls der König vorzeitig von einer Jagd zurückkommt, macht das Chaos komplett.

Aus dem "Unterstand" präsentiert die Mitteldeutsche Kammerphilharmonie - am Mittwoch unter Rustam Samedov - die spritzige, mit Walzern und Polkas "bestückte" Musik, sehr schwungvoll, auch mit Gespür für Emotionalität. Gesanglich sind alle Protagonisten auf der Höhe. Das unterhaltsame Spiel nimmt seinen Lauf.

Thomas Enzinger, gewissermaßen "Taufpate" des Schönebecker Operettensommers und Regisseur von Beginn an, bringt eine kurzweilige Inszenierung, angesiedelt in der originalen Zeit, mit operettenhaftem Glamour und Schwung, mit frechem Witz und erotischen Seitenblicken auf die Bühne. Und mit einem gehörigen Schuss Humor und Satire, mit Augenzwinkern und manch erheiternder Doppeldeutigkeit.

Die Bühne ist mit vielen Aus- und Eingängen, auch Bodenluken, vielseitiger Aktionsraum, der vom roten Sofa dominiert wird. Die Kostüme sind der Zeit angemessen üppig, die Perücken mondän - im dritten Akt wegen einzelner Regenschauer mit Capes etwas geschützt.

Mit Gabriele Rösel erleben die Zuschauer eine Madame Pompadour, die es meisterlich versteht, Männer aller Couleur mit weiblichem Charme, gepaart mit Intelligenz zu beherrschen. Graf René (Kim Schrader) gibt sie eindeutig zu verstehen: "Heut\' könnt\' einer sein Glück bei mir machen." Der Dichter Joseph Calicot bekommt zu hören: "Joseph, ach Joseph, was bist du so keusch." Den nicht so pfiffigen Polizeikommissar Maurepas (Reinhold Klinger), der alles "schläuer" zu machen glaubt, lässt sie ins Leere laufen. Den mehr trotteligen König (Thomas Enzinger) hat sie immer im Griff. Ihr zur Seite steht ihre Kammerfrau Belotte, die mit erfrischender Spielweise von Marion Bach mit Pfiffigkeit und Blickigkeit dargestellt wird. Beiden gelingt es auch schnell, Madeleine (Sabine Münz) weibliche Tricks und Tipps im Umgang mit Männern beizubringen.

Die Männer kommen eigentlich nicht so gut weg. Calicot ist mehr vergeistigt, wird aber letztendlich von Belotte "in die Reihe" gebracht. Graf René ist toll verliebt in die ihm Hoffnung machende Pompadour. Da Madeleine aber als deren Halbschwester geoutet wird, geht er zurück zu Madeleine. Die Pompadour wird sicher etwas anderes finden ...

Das Spiel geht weiter.

Es war nur eine Episode im bewegten Leben der Madame Pompadour.

Das Publikum, das in großer Mehrheit trotz der Regenunterbrechung blieb, hat das gesamte Ensemble mit viel Beifall bedacht. Gespielt wird beim Schönebecker Operettensommer, dessen Premiere am Sonnabend wetterbedingt ausfallen musste, bis 31. Juli mittwochs bis sonntags um 16 Uhr.