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When Light Returns Martin Tingvall: Der Stillstand und die Kraft der Natur

Ein Schwede, der mit seinem Jazztrio das deutsche Publikum begeistert - und nun mit einem Soloalbum angespannte Nerven beruhigt: Martin Tingvall macht schöne Musik für viele Gelegenheiten.

Von Werner Herpell, dpa Aktualisiert: 21.09.2021, 14:31
Martin Tingvall beschreibt sein neues Album als Hoffnungssymbol.
Martin Tingvall beschreibt sein neues Album als Hoffnungssymbol. Patrick Pleul/dpa-Zentralbild/ZB

Berlin/Hamburg - Nur wenige Jazz-Pianisten schaffen es in die deutschen Albumcharts: Brad Mehldau etwa, Michael Wollny - und Martin Tingvall.

Der Schwede hat hierzulande nicht nur im Tingvall Trio zusammen mit dem kubanischen Kontrabassisten Omar Rodriguez Calvo und dem deutschen Schlagzeuger Jürgen Spiegel großen Erfolg (zuletzt Ende 2020 mit dem abwechslungsreichen Album „Dance“), sondern auch mit seinen Solo-Einspielungen.

Jetzt legt der mit seinem Trio in Hamburg ansässige Musiker 13 neue Stücke vor, die dank ihrer bittersüßen, schwebenden Leichtigkeit in Zeiten von Coronakrise und Flutkatastrophe eine beruhigende Wirkung haben. Man kann „When Light Returns“ also gut als dezente Hintergrundmusik hören, die Raffinesse dieser Piano-Kompositionen (Höhepunkt: die bewegende Ballade „Country Road“) aber auch intensiver unter dem Kopfhörer genießen.

Natur als Inspiration

Der 1974 im südschwedischen Tomelilla geborene Tingvall bewegt sich seit 20 Jahren zwischen Jazz, skandinavischer Volksmusik, Neoklassik und TV-Soundtrack-Arbeiten (zuletzt etwa für „Die Toten von Marnow“). Sein neues Soloalbum enthält prächtige Melodien, die zum Glück nur selten die Grenze zum Kitsch in Sichtweite haben. Oft liegen Naturimpressionen den Titeln der Stücke zugrunde - von „When Light Returns“ über „Yellow Fields“ und „Clear Sky“ bis zu „Fireflies“. Manchmal ist es des Schönen fast schon etwas zu viel.

Tingvall erzählt über die Entstehung seines vierten Soloalbums seit 2012: „Vor einem Jahr schien die Welt plötzlich still zu stehen. Als würde die Menschheit den Atem anhalten über den ersten Schock der Pandemie.“ Nach einer Amerika-Reise komponierte er in seinem Haus in Südschweden. „Während dieses menschlichen Stillstands erschien mir die Kraft der Natur umso stärker - wie ein Zeichen, welches uns Menschen zeigen wollte, dass wir nicht aufgeben sollen. (...) Für mich ist dieses Album ein Hoffnungssymbol.“