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Promi-Geburtstag vom 23. März: Michael Haneke

22.03.2016, 23:01

Berlin (dpa) - Seine Bildsprache ist kühl und streng, sein Zugang intellektuell, sein Blick gnadenlos. Der Regisseur Michael Haneke verlangt dem Publikum viel ab. Dabei sind seine Filme elegant und kühl inszeniert, oft wie ein Thriller oder ein Krimi.

Doch die Auflösung bleibt Haneke schuldig. Das sei sein Prinzip, sagte er, als er 2009 in Cannes für seine Faschismus-Parabel Das weiße Band mit der Goldenen Palme ausgezeichnet wurde. Die Aufgabe von Kunst sei es, Fragen zu stellen. Danach sei der Betrachter dran: Ein Film ist wie eine Sprungschanze. Springen muss der Zuschauer selbst. Heute feiert der Autor und Filmemacher seinen 74. Geburtstag.

Haneke, der in der Wiener Neustadt aufwuchs, kam erst spät zum Film. Der Sohn des Schauspielers Fritz Haneke und der Schauspielerin Beatrix von Degenschild studierte zunächst Psychologie, Philosophie und Theaterwissenschaften, arbeitete dann als Dramaturg beim Südwestfunk in Baden-Baden und debütierte dort im Stadttheater mit Marguerite Duras Stück Ganze Tage in den Bäumen als Theaterregisseur.

Erste eigene Fernseharbeiten brachten ihm bereits Erfolge, doch seine klare, einzigartige Bildsprache entwickelte Haneke erst mit dem Wechsel zum Kinofilm. Schon seine erste Arbeit Der siebente Kontinent von 1989 wurde beim Festival von Locarno ausgezeichnet. Der Film wurde zum ersten Teil einer Trilogie über die Vergletscherung der Gefühle, dem Haneke 1992 die Studie über jugendliche Gewalt Bennys Video und dann den Streifen 71 Fragmente einer Chronologie des Zufalls folgen ließ.

Zwei Jugendliche, die ein Ehepaar mit Kind in ihrem Wochenendhaus mit sadistischen Spielen quälen und schließlich töten, ohne dass ein Grund dafür erkennbar ist: damit schockierte Haneke 1995 in dem Film Funny Games.

Große Bewunderung erntete Haneke in Frankreich, wo er seine Arbeit fortsetzte und zunächst Elfriede Jelineks verstörenden Roman Die Klavierspielerin verfilmte. Für seine grausamen Erzählungen findet Haneke oft eine glamouröse Besetzung. Seine Klavierspielerin war Isabelle Huppert, für Code inconnu und Caché gewann er Juliette Binoche, in Funny Games begaben sich Susanne Lothar und Ulrich Mühe auf eine tödliche Wochenendfahrt.

Haneke ist überzeugt, dass alle Formen von Gewalt und Terrorismus derselben Quelle entspringen, sagte er in Cannes, wo er seit Die Klavierspielerin Stammgast ist und mehrfach ausgezeichnet wurde. Der französische Kulturminister Frédéric Mitterrand, der den Österreicher 2010 für sein Lebenswerk auszeichnete, sagte über den Regisseur, er zeige zwar Grausamkeiten auf, bewahre jedoch gleichzeitig Abstand dazu.