1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Stendal
  6. >
  7. Hilfe bei Krankheit: Parkinson oft jahrelang unerkannt: Wenn die Bewegung plötzlich einfriert

Hilfe bei Krankheit Parkinson oft jahrelang unerkannt: Wenn die Bewegung plötzlich einfriert

Betroffene und Angehörige tauschen sich in Stendal über Parkinson aus. Wie ihnen die Treffen und gemeinsame Ausflüge helfen.

Von Anna Lisa Oehlmann 30.12.2025, 20:42
Die Mitglieder der Selbsthilfegruppe Parkison und Angehörige trifft sich ein Mal im Monat beim Paritätischen. Astid Elling von der Kontaktstelle (2. von links) schaut bei ihnen vorbei (von links): Alexander Borchers, Renate und Wilfried Schröder, Eva Stromberg, Anke Ziegler, Ines Mischke und Uwe Borchers.
Die Mitglieder der Selbsthilfegruppe Parkison und Angehörige trifft sich ein Mal im Monat beim Paritätischen. Astid Elling von der Kontaktstelle (2. von links) schaut bei ihnen vorbei (von links): Alexander Borchers, Renate und Wilfried Schröder, Eva Stromberg, Anke Ziegler, Ines Mischke und Uwe Borchers. Foto: Anna Lisa Oehlmann

Stendal - „Die Krankheit ist sehr vielseitig“, sagt Anke Ziegler. Denn wenn sie Parkinson hören, denken die meisten Menschen an das Zittern. Doch es gibt sehr viel mehr Symptome, die die Betroffenen und ihre Angehörigen im Alltag einschränken. Um damit nicht allein leben zu müssen, trifft sich die Selbsthilfegruppe Parkinson und Angehörige regelmäßig beim Paritätischen in Stendal.

Seit 2019 leitet Anke Ziegler die Stendaler Gruppe sowie seit 2022 eine weitere in Havelberg, die sich ein Mal im Monat trifft. Der Weg der Havelbergerin zur Diagnose war aufgrund der Corona-Pandemie lang. „Man sieht doch nichts“, haben viele zu Anfang gesagt, berichtet die 65-Jährige.

Lesen Sie auch: Das hilft Stendalerinnen gegen ihre Depressionen

Der Jüngste in der Runde ist Alexander Borchers. Der 45-Jährige fährt aus Salzwedel zu den Treffen, da es dort keine Gruppe gibt. Sein Vater Uwe Borchers begleitet ihn: „Es ist ein schwieriger Kampf“, sagt der Stendaler. Es sei ungewiss, wie sich die Krankheit entwickelt. „In Stresssituationen verstärken sich die Symptome“, sagt Alexander Borchers. Manche haben dann zum Beispiel Probleme, ein Wort zu finden oder beginnen zu Stottern. „Wir können die Krankheit nicht ändern, aber Verständnis füreinander aufbringen“, sagt er.

Was hilft gegen Parkinson?

Mit den anderen tauscht er sich über Erfahrungen mit Ärzten, Medikamenten, Therapiemethoden oder Reha-Einrichtungen aus. Es geht zum Beispiel darum, wie man eine Pflegestufe beantragt und andere Hilfsmöglichkeiten.

Lesen Sie auch: Wenn Angehörige Pflege brauchen: Betroffene aus Stendal berichten von ihren Erfahrungen

Das nützt auch den Angehörigen, wie der 73-jährigen Renate Schröder. „Als Partner lebt man ja auch mit der Situation“, sagt sie. 2020 hat eine Neurologin bei ihrem Ehemann Wilfried Schröder Parkinson diagnostiziert.

Austausch in Stendal

Zuerst haben sie das Zittern bemerkt. „Meine Schwiegertochter sagte, ich könnte Barmixer werden“, erzählt der 76-Jährige. Heute kann er darüber lächeln. Er lebt mit der Krankheit, die stetig fortschreitet. Vieles fällt ihm schwerer. Mittlerweile kommt Wilfried Schröder oft nur noch in kleinen Schritten voran. Manchmal kann er einen Moment einfach nicht weitergehen, ist plötzlich wie in der Bewegung eingefroren. In der Zeitung las seine Frau einen Artikel über die Selbsthilfegruppe und meldete beide an. „Es ist toll, dass es so was gibt“, sagt die Stendalerin.

Bluttest zur Früherkennung von Parkinson

Renate Schröder wünscht sich, dass die Krankheit zukünftig zum Beispiel über einen Bluttest eher erkannt wird. Denn je eher den Betroffenen mit Medikamenten und Therapien geholfen wird, umso besser können die Symptome gelindert werden. Die Wissenschaft arbeitet aktuell intensiv daran, die Analyse so weiterzuentwickeln, dass sie auch im Blut oder in der Haut gelingt.

Das Miteinander hat in der Selbsthilfegruppe einen hohen Stellenwert. Die Mitglieder unternehmen zusammen Ausflüge. „Jeder bringt seine Vorschläge ein, dann diskutieren wir, was uns am besten gefällt“, sagt Anke Ziegler. Ziele waren schon das Kloster Jerichow, der Tierpark und die Marienkirche in Stendal. Einmal haben sie den Fitnessparcours an der Hochschule ausprobiert. „Sitzen ist Gift. Am besten ist bewegen, bewegen, bewegen“, so Anke Ziegler. Das löse Verkrampfungen.

Die Aktivitäten sind wichtig, um nicht nur über die Krankheit zu reden. „Dann kommen wir mal raus aus dem Alltag“, sagt die Gruppenleiterin. Wenn jemand nicht mehr Auto fahren kann, bilden sie eine Fahrgemeinschaft. Alle nehmen aufeinander Rücksicht.

Neue Mitglieder für Selbsthilfegruppe Parkinson in Stendal gesucht

Manch einer öffnet auch sein Zuhause für Spielenachmittage – so wie Ines Mischke. „Wir wollen nicht jammern. In der Gruppe sind andere, die einen verstehen. Es ist wichtig, dass es einen Anlaufpunkt gibt und wir mit unserer Krankheit nicht allein sind“, sagt sie.

Info Die Gruppe freut sich über neue Mitglieder. Interessierte können sich bei Astrid Elling in der Selbsthilfekontaktstelle des Paritätischen melden unter der Nummer 0171/8142712 oder E-Mail: aelling@paritaet-lsa.de.