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Puppentheater Weltverbesserer mit vollem Haus

Mehr Besucher, fast 100-prozentige Auslastung: Das Puppentheater Magdeburg startet mit Rückenwind am Sonnabend in seine neue Saison.

Von Grit Warnat 13.09.2017, 01:01

Magdeburg l Das Vermelden von Besucherrekorden ist für Magdeburgs Puppentheaterchef nicht so neu. Jahr für Jahr finden mehr große und kleine Gäste den Weg ins Haus. 56.860 Besucher waren es in der zurückliegenden Spielzeit. „Das sind 5000 mehr als in der Saison zuvor“, sagte Kempchen auf der Spielzeit-Auftakt-Pressekonferenz am Dienstag. Immer öfter sei das Haus ausverkauft. Für das Hofspektakel, für das es Wochen vorab schon keine Karten mehr gab, wurde die Bestuhlung aufgestockt. Kempchen betont: „Wir haben schon teilweise drei, vier Vorstellungen am Tag. Wir können aus Kapazitätsgründen nicht mehr.“

Bei konkret 99,2 Prozent lag die Auslastung in der vergangenen Spielzeit. Und die am Sonnabend mit dem „Froschkönig“ beginnende neue Saison hat hinter vielen Vorstellungen für die nächsten Wochen bereits den Vermerk „Ausverkauft“. Das Haus ist nichts für Spontanbesucher.

Man kann es Luxusproblem nennen, das die Theatermacher haben. Frank Bernhardt, für den künstlerischen Part am Hause zuständig, sprach denn auch im Konjunktiv: „Wir könnten extremst glücklich sein.“ Glücklich sei er natürlich, weil mit den Gästezahlen der eingeschlagene Weg bestätigt werde: Kinder und Erwachsene gleichermaßen fühlen sich vom Theaterspiel angesprochen. Das Haus setzt auf innovative Aufführungen und auf Förderung des eigenen Teams. Daran ändert sich nichts. Regiearbeiten werden auch in der neuen Spielzeit Schauspielern aus dem Ensemble anvertraut: Leonhard Schubert inszeniert den „Schimmelreiter“, Florian Kräuter „Ferdinand, der Stier“. Und Roscha A. Säidow ist mit einem Vertrag wie ein Artist in Residence ans Haus gebunden worden. Die junge Regisseurin aus Berlin hat mit „M – eine Stadt sucht einen Mörder“ (Uraufführung im April 2016) derart den Nerv des Publikums getroffen, dass alle 27 Aufführungen ausverkauft waren. Das Ensemble gastiert mit dem Stück bei mehreren Festivals und als Höhepunkt vom 2. bis 4. November am Berliner Ensemble.

Säidow zeichnet erneut für eine Uraufführung verantwortlich – diesmal als Autorin und Regisseurin. „Meet me in Moskau“ ist ein Familienporträt zwischen Vergangenheit und Zukunft und passe zum Spielzeitmotto „Weltverbesserer“, so Bernhardt. Auch das Hofspektakel „Mozart vs. Salieri“ steht unter ihrer Ägide.

Das Haus hat sich mit seinen „Weltverbesserern“ viel vorgenommen für die neue Spielzeit. Man wolle Mut für Visionen machen, Lachen schenken und sich künstlerisch auf die Suche nach den wahren Werten dieser Welt machen, sagte Kempchen. Visionen für das eigene Theater gibt es mit dem Ausbau des Kutscherhauses auch. Nur durch zusätzliche Investitionen, so der Intendant, könne man sich Luft verschaffen in der angespannten Platzsituation.