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Magdeburger Galerie "Himmelreich" und der Hallesche Kunstverein präsentieren Druckgrafiken Schau vereint Sichtweisen, Handschriften und Techniken von 54 Künstlern

Von Klaus-Peter Voigt 27.01.2012, 04:19

Der Süden ist zu Gast im "Himmelreich". Magdeburgs traditionsreiche Galerie präsentiert Arbeiten von 54 Künstlern, aus deren Ateliers in Halle an der Saale und Umgebung stammen die vorgestellten Druckgrafiken.

Magdeburg l Es ist die Fortsetzung einer lange währenden Zusammenarbeit mit dem Halleschen Kunstverein. Diese bringt nach fünf Jahren wieder einmal eine Ausstellung an die Elbe, die unterschiedlichste Handschriften, Sichtweisen und Techniken zusammenführt. Bis zum 3. Februar sind die Arbeiten ausgestellt.

Trotz der Vielfalt sind die Räume der Galerie nicht überfordert. Eine klare Hängung der Blätter, etwas anders kennt man in dem Haus auch gar nicht, unterstreicht die hohe Qualität. Wie schon in der Vergangenheit erweist sich die Auswahl als exzellent, die 2011 bereits in Halle gezeigt wurde. Diese Geradlinigkeit der Präsentation, die stets auf eine "Mehrfachnutzung" in anderen Städten angelegt war, scheint den großen Wert auszumachen.

Miniaturen neben großformatigen Blättern

Künstler werben zugleich für sich wie für ihre Region. Das stärkt die, wenn vielleicht auch nur latente Gemeinschaft der Grafiker, die zum überwiegenden Teil durch ihr Studium an der Burg Giebichenstein gleiche Wurzeln haben. Mit dem Wort Druckgrafik wird die Richtung vorgegeben, Langeweile findet sich nicht.

Hartwig Matthies besticht durch seine Miniaturen. Die kleinformatigen Arbeiten mögen nichts Besonderes sein. Sie gewinnen aber durch ihre Freude am Erzählen an Wert. Nur einige Schritte davon entfernt die großformatigen Blätter von Ralph Penz. Auch er sucht sich in der Stadt seine Motive. Dabei will er mehr. Die exakte, fast akribisch umgesetzte Radierung der "Mittelstraße 17/18" bekommt eine ausführliche Beschreibung des Ortes gleich mitgeliefert. Für den Betrachter fast ein Unding, den dazugestellten Text über den Schneidersohn Christian Andreas Käsebier - der lebte im 18. Jahrhundert in besagter Straße und gehörte damals zu den bekannten Räubern - auf Anhieb zu entziffern. Penz offeriert die Erklärung zu der schillernden Persönlichkeit lediglich in Spiegelschrift. Spaß am Fabulieren und am Geschichteweitertragen wird deutlich.

Auch Hans-Christoph Rackwitz ist wieder vertreten. Er besticht nach wie vor durch seine Sicht auf alte Gebäude, den Verfall, ihre emotionale Wirkung aus der Morbidität heraus.

Ein lächelndes Gerippe und ein kleiner König

Hans Goldmann greift auf den Holzschnitte zurück. Ausdrucksvoll bringt er ein Gesicht zu Papier. Sein "Bärtiger Mann" wirkt originell, ein Typ mit mächtigem Schnauzbart, der sich lohnte festgehalten zu werden. Für den Bildhauer Jan Thomas scheint der Umgang mit der Grafik durchaus eine Möglichkeit zu sein, sich auszudrücken. Fast makaber der plakative Holzschnitt. Das scheinbar lächelnde Gerippe darauf räumt ein: "Als noch alles möglich schien, war mir doch egal, ob ich lebe."

"Der kleine König regiert" heißt ein Blatt von Ursula Kirsch. Die Diplom-Chemikerin hat sich Anfang der 1980er Jahre entschieden, den Beruf zu wechseln. Nicht immer also setzt das Beherrschen künstlerischer Techniken eine akademische Ausbildung voraus. Mit der Kaltnadelradierung hat sie fast eine Karikatur geschaffen. Unpathetisch sitzt der Herrscher auf dem Tisch, seine Schuhe erinnern ein wenig an die der Hofnarren, die wohl bereits geleerte Weinflasche steht auf dem Boden. Wie regiert man so, geht das überhaupt oder soll die Distanz zum Verschwinden gebracht werden? Neue Wege in der Umsetzung stellt Ronald Kobe vor. Er gehört zu den Absolventen der Magdeburger Fachschule für angewandte Kunst. Auf einer Kopie, der modernen Technik sei Dank, bearbeitete er mit Airbrush die "Alpträume 3". Mit dieser Arbeit belegt der Künstler, dass sich ein Genre weiterentwickelt, neue Möglichkeiten aufgreift und damit in Bewegung bleibt.

Es gibt auch Arbeiten von Dieter Gilfert, Bernd Göbel, Otto Möhwald oder Eva Natus-Salamoun. Manche waren schon mit eigenen Ausstellungen in Magdeburg. Wiedersehen macht Freude, zumal der Vergleich mit anderen zeitgenössischen Blättern durchaus Gewinn bringen kann.