Kraftklub meldet sich zurück Sterben in Karl-Marx-Stadt
Die Chemnitzer Lokalmatadoren von Kraftklub spielen in Chemnitz ein Guerilla-Konzert als Werbung und Protest - ganz ohne die Vorplanung der Kulturhauptstadt.

CHEMNITZ. - Mit einem umjubelten Guerilla-Konzert am Mittwochabend machte die Chemnitzer Band Kraftklub nicht nur Reklame für ihr neues Album „Sterben in Karl-Marx-Stadt“, sondern protestierte auch über die Sparpolitik im Kultur- und Sozialhaushalt der Kulturhauptstadt. Das Kurzkonzert hatte die Band vor das geschlossene Chemnitzer Schauspielhaus gelegt, das seit Ende 2021 geschlossen ist.
Solidarität mit Besetzern des Schauspielhauses
Die Mitglieder von Kraftklub – nach Rammstein wohl die bekannteste Bandneugründung in Ostdeutschland nach der Wende – solidarisierten sich mit der Gruppe, die Anfang Mai Teile des Schauspielhauses besetzt hatte, um gegen die konzeptionslose Schließung der legendären Spielstätte zu protestieren. Auf die Forderung, dass die Stadtverwaltung untersuchen lässt, wie viel eine Minimalvariante zur Erfüllung der Auflagen bei Sicherheit und Brandschutz am 1980 eröffneten und inzwischen unter Denkmalschutz stehenden Schauspielhaus kosten würde, gab es bislang offenbar keine Reaktion aus dem Rathaus.
Irritationen über Super-Halle in der Innenstadt
Für zusätzliche Irritationen in der freien Szene der Stadt sorgte eine diese Woche veröffentlichte Machbarkeitsstudie für eine Multifunktionshalle für bis zu 8.500 Zuschauer in der Innenstadt, der Baupreis von 100 bis 250 Millionen Euro geschätzt wird - gemessen an den Erfahrungen der Vergangenheit wohl noch mehr. Doch die städtischen Kulturtempel - also die Stadthalle und die Arena Messe Chemnitz - sind seit langem defizitär und benötigen jedes Jahr Millionenzuschüsse. Wie soll eine solche Super-Halle - auch wenn das Chemnitzer Erstliga-Basketballteam Niners dort aufspielen will - bei dieser Konstellation jemals ohne öffentliche Zuschüsse auskommen?

Parallel zeigte sich, dass es Kraftklub offenbar besser gelingt, tausende Zuschauer in kürzester Zeit anzuziehen als der Kulturhauptstadt GmbH, die über einen umfangreichen Personalstamm und ein Millionenbudget verfügt.
Weltpremiere von „Singe schief in jedem Chor“
Zuvor hatte die Band mit einer großen Lichtinstallation „Sterben in Karl-Marx-Stadt“, die an einem Kran zunächst in der Innenstadt und dann über dem Schauspielhaus hing, inkognito für eine unbekannte Aktion geworben. Schnell hatte sich aber herumgesprochen, dass Kraftklub hinter der Aktion stand. Belohnt wurden die Fans auch mit der Premiere des Songs „Singe schief in jedem Chor“ von der neuen Kraftklub-Platte.
