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Tahiti in Dessau Südsee-Sammlung erstmals zu sehen

Die Südsee ist weit weg vom Dessau - und dennoch hat das Unesco-Erbe schon seit 250 Jahren eine Verbindung dorthin.

24.04.2019, 12:05

Wörlitz-Oranienbaum (dpa) l "Rückkehr ins Licht" lautet das Motto der Schau – passend, denn drei Jahrzehnte lang war sie nicht in Gänze zu sehen. Vom 6. Mai an zeigt die Kulturstiftung Dessau-Wörlitz nun die komplett restaurierte Südsee-Sammlung dauerhaft im Schloss Wörlitz. Die Ausstellung ist dem Naturforscher, Ethnologen und Reiseschriftsteller Georg Forster (1754-1794) gewidmet. Rund 30 Exponate werden gezeigt, sie sind mehr als 250 Jahre alt, wie die Direktorin der Kulturstiftung Dessau-Wörlitz, Brigitte Mang, sagte.

Die Stücke haben eine weite Reise hinter sich: Forster und sein Vater begleiteten im 18. Jahrhundert den Weltumsegler James Cook, der auf seiner zweiten Reise in die Südsee den Seeweg im Pazifik vermessen wollte. Später trafen die Forsters in London den Gründer des Dessau-Wörlitzer Gartenreichs, Fürst Leopold III. Friedrich Franz von Anhalt-Dessau und dessen Frau Louise – und schenkten ihnen die Stücke, die das Fürstenpaar daraufhin zu Hause als Südsee-Sammlung präsentierte.

"Unser Anliegen ist es, einen Einblick in das Leben der Menschen vor 250 Jahren in der Südsee zu geben, und zugleich die Weltoffenheit des Gartenreichgründers Fürst Franz und sein Interesse an fremden Kulturen zu zeigen", sagte Stiftungsdirektorin Mang. Zu den Exponaten gehören Alltagsgegenstände, Werkzeuge, Schmuck, ein Kostüm einer Tänzerin aus Tahiti und Zeichnungen, die Georg Forster in der Südsee anfertigte. Als Leihgabe aus dem Weltmuseum Wien ist außerdem eine sogenannte Stabkarte von den Marshallinseln zu sehen, den Angaben zufolge "ein kleines Meisterwerk" der Navigation. Zudem gibt es eine Videoinstallation der neuseeländischen Künstlerin Lisa Reihana.

Eine Besonderheit für eine Sammlung dieser Art: "Die Exponate stammen aus der Zeit vor der Eroberung des Pazifik durch die europäischen Kolonialmächte", betonte Mang. Hintergrund ist die Diskussion um die Rückgabe von Kunst- und Kulturgütern an die Herkunftsstaaten. "Forschungen haben eindeutig ergeben, dass es sich um Geschenke handelt, die Georg Forster in der Südsee bekommen hatte, oder Dinge, die im Tausch erworben wurden", sagte Mang.

Aus konservatorischen Gründen sei es über Jahrzehnte hinweg nicht möglich gewesen, die historischen Stücke der Südseesammlung zu präsentieren. "Nun sind auch die Räume im Schloss Wörlitz für die empfindlichen Stücke der neuen Ausstellung entsprechend ertüchtigt worden", sagte Mang. Das Schloss war die Sommerresidenz des Fürsten Franz. Der von ihm als erster englischer Landschaftsgarten auf dem europäischen Festland angelegte Wörlitzer Park gehört heute zum Unesco-Welterbe Gartenreich Dessau-Wörlitz. Ein erster Teil der Südsee-Schau – jener zu Leben und Werk von Georg Forster – war 2018 in Wörlitz zu sehen.

Mit Blick auf die allgemeine Vorstellung von einem traumhaften Leben in der Südsee sagte Mang: "Wir gehen davon aus, dass es im Pazifik vor 250 Jahren ein einfaches Leben auf den Inseln gab". Der Romantik-Gedanke an die Südsee sei bis heute doch eher in Europa verbreitet. Mit dem Leben und Werk Georg Forsters befasst sich in des auch eine in Kassel (Hessen) ansässige Gesellschaft.