TV-Tipp Club Europa

Der TV-Film "Club Europa" zeigt, wie mühsam und kompliziert die Hilfe für einen Flüchtling sein kann. Dabei stellen sich manchmal Fragen, an die zunächst niemand gedacht hat.

Von Klaus Braeuer, dpa 26.07.2017, 23:01

Berlin (dpa) - Das Thema Flüchtlinge ist hierzulande in den Nachrichten deutlich in den Hintergrund gerückt. Dabei ist es im Süden Europas noch immer sehr präsent. Wie eine WG von jungen Leuten einem Flüchtling helfen will, zeigt der Film "Club Europa", der an diesem Donnerstag (23 Uhr, ZDF) innerhalb der Sommerreihe "Shooting Stars - Junges Kino im Zweiten" zu sehen ist.

Eine helle Altbauwohnung mit großen Fenstern, irgendwo in Berlin-Kreuzberg. Eine junge blonde Frau räumt auf und spült das Geschirr in einem Waschbecken. Später raucht Martha (Sylvania Faligant) mit ihren Mitbewohnern Jamie (Artjom Gilz) und Yasmin (Maryam Zaree) einen Joint, und sie versuchen, ein Bett aufzubauen. Es ist für Samuel (Richard Fouofié Djimeli) bestimmt - der Flüchtling aus Kamerun soll ein eigenes Zimmer beziehen.

Ihm wird Jamie später erklären, dass er im "Kartoffelland" gelandet ist. Und sie zeigt ihm auch, wie man dieses Gemüse mit dem Kartoffelschäler bearbeitet. Martha erklärt ihm auch, wie er per Internet ein Konto anlegen und Arbeit suchen kann. Er spricht jedenfalls schon ziemlich gut deutsch.

Es wird gemeinsam gekocht und gegessen, man unterhält sich am reich gedeckten Tisch abwechselnd auf Deutsch, Englisch und Französisch - jeder erzählt, was er so macht und wie es ihm geht. Auch Marthas Eltern, Bea (Marie-Lou Sellem) und Jo (Tilo Nest), sind dabei. Später wird Party gemacht, Nachbarn beschweren sich über den Lärm, die Polizei rückt an - aber Samuel kann zum Glück alle Papiere vorweisen.

Allerdings erhält er später die Nachricht, dass sein Asylantrag wegen eines Formfehlers nicht angenommen wurde und er das Land unverzüglich zu verlassen habe.

In der zweiten Hälfte des Filmes geht es dann darum, wie und in welchem Umfang seine Mitbewohner ihm nun helfen können. Samuel will illegal in Deutschland und in der WG bleiben, aber das findet nicht die ungeteilte Zustimmung der anderen. Ein Grund ist die Angst, dass sich alle Mitbewohner strafbar machen könnten. Martha möchte, dass er bleibt, während Yasmin besorgt ist: Sie ist Lehrerin und hat einen Eid auf die Verfassung geschworen.

Regisseurin Franziska M. Hoenisch (33) legt mit "Club Europa" ihren ersten Spielfilm vor. In ihrer Schulzeit ist sie für ein Jahr als Austauschschülerin in einer Gastfamilie in Südafrika gewesen und fand, dass das Thema "Gastfamilien für Geflohene" passend für ihr Filmdebüt sei. "Erst war es mir ganz wichtig, dass die Geschichte ein gutes Beispiel für eine erfolgreiche Integration setzt", erklärt sie. "Durch Gespräche mit Betroffenen und durch die ehrliche Auseinandersetzung mit der eigenen Komfortzone wurde aber immer klarer, dass wir unserer unpolitischen Generation und uns selbst einen Spiegel vorhalten wollen."

Das gelingt ihr mit ihrem Film - und zwar recht eindrücklich, auch dank der teilweise improvisierenden Schauspieler. Im Grunde prallen hier Welten aufeinander, es geht um Pragmatismus und Menschlichkeit und darum, ob es "typisch deutsche Eigenschaften" überhaupt gibt. Aber die Kernfrage ist: Wie weit kann und darf diese Hilfe gehen, mit all ihren Folgen und Konsequenzen? Einfach ist das wirklich nicht.

Club Europa