Der Verlust: Heino Ferch in Lenz-Verfilmung
Als Fernsehfilm der Woche zeigt das ZDF am 5. Oktober (20.15 Uhr) die neue Siegfried-Lenz-Verfilmung Der Verlust. Heino Ferch spielt die Hauptrolle eines Hafenführers auf einer Barkasse, der einen Schlaganfall erleidet. Dadurch fliegt auch sein Doppelleben auf.

Hamburg (dpa) - Für den Schauspieler Heino Ferch ist seine Rolle in der Roman-Verfilmung Der Verlust eine besondere Herausforderung gewesen.
Im Interview der Deutschen Presse-Agentur berichtet Ferch, wie er die Rolle eines Mannes, der nach einem Schlaganfall nicht mehr sprechen kann, interpretiert hat. Er spricht auch über die besondere Problematik von Literaturverfilmungen und verrät neue Projekte.
Frage: Manche nennen Sie wegen ihrer Action-Rollen und körperlichen Präsenz den deutschen Bruce Willis. In Der Verlust spielen Sie einen Mann der einen Schlaganfall erleidet, nicht mehr sprechen und richtig gehen kann - war das schwer für Sie, das zu spielen?
Antwort: Es war auf jeden Fall eine Herausforderung, die mich gereizt hat. Ich habe versucht, meine Mimik so anzulegen, dass man nicht zu viel in mein Gesicht hineininterpretiert, sondern mich eher als Beobachter des Geschehens wahrnimmt. Dadurch diene ich quasi als Periskop für den Zuschauer, der die Geschichte um das Doppelleben dieses Mannes Stück für Stück erfährt.
Frage: Drehbuchautor und Regisseur Thomas Berger, der bereits die Siegfried-Lenz-Verfilmung Die Flut ist pünktlich machte, hat dessen Roman Der Verlust stark verändert - diente das Buch als Steinbruch?
Antwort: Filmisches Erzählen hat eine andere Dynamik als Literatur. Siegfried Lenz hatte großes Verständnis, dass seine Bücher sich nicht 1:1 verfilmen lassen. Das Buch ist ein großer Impuls gewesen, diese Geschichte über das Doppelleben eines Mannes mit zwei Partnerinnen und den plötzlichen Verlust der Sprache zu machen. Hinzugekommen ist außerdem, dass alle Figuren mit Verlust in verschiedenen Formen zu tun haben. Der Film ist eine Parabel zum Thema Verlust geworden.
Frage: Überfordert Thomas Berger mit seiner kammerspielartigen Filmsprache und dem Thema Verlust viele Zuschauer?
Antwort: Überhaupt nicht, im Gegenteil! Der Film lädt den Zuschauer ein, zu verweilen und nicht nur durch einen Stoff zu hetzen. Berger geht als Drehbuchautor und Regisseur sehr sorgfältig mit Geschichten und Figuren um, er schafft eine Komposition aus Licht und Landschaft für ein Kammerspiel. Ich mag das sehr gern.
Frage: Was sind Ihre nächsten Projekte?
Antwort: Mit Thomas Berger, den ich jetzt auch persönlich so richtig kennen- und schätzen gelernt habe, beginnen Ende Oktober die Dreharbeiten für einen neuen Film. Es ist ein zeitgenössischer Stoff über eine Figur im Hochstaplermilieu. Wir planen gleich mehrere Filme. Vorlage sind mehrere Bücher eines lebenden Schweizer Autors.
Frage: Da fällt einem Martin Suter ein und seine Roman-Serie über den Lebemann Allmen, der verschwundene Kunstschätze aufspürt?
Antwort: Sorry, zum jetzigen Zeitpunkt darf ich noch nichts verraten.
Frage: Werden Sie auch als Wiener Kriminalpsychologe Richard Brock in der 2010 gestarteten ZDF-Reihe Spuren des Bösen mit bisher vier Episoden neue Fälle lösen?
Antwort: Ja. Im Januar wird der fünfte Film, der letztes Jahr entstand, gezeigt. Und ab 1. März 2016 beginnen die Dreharbeiten für die sechste Episode zum Thema Begierde. Das spannende Buch ist fertig und wir freuen uns jetzt alle darauf, dass wir diese lose Reihe fortsetzen - mit exakt dem selben Team hinter der Kamera mit Regisseur Andreas Prochaska und mit der selben Besetzung.
ZUR PERSON: Heino Ferch (52) gehört zu den gefragtesten deutschen Schauspielern. Der Kapitänssohn aus Bremerhaven spielte zu Beginn seiner Karriere insbesondere in Theaterproduktionen großer Regisseure wie Hans Neuenfels, Alfred Kirchner, Alexander Lang oder Peter Zadek. Zu seinen Kinofilmen gehören Der Untergang, Der Baader Meinhof Komplex und Vom Suchen und Finden der Liebe. Im Fernsehen begeisterte Ferch ein Millionenpublikum mit zeithistorischen Stoffen (Die Luftbrücke, Die Mauer - Berlin '61) oder mit Krimis wie dem Zweiteiler Tod eines Mädchens.