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TV-Tipp Ein lästiger Gast in der Familie: „Geborgtes Weiß“

Ein Ehepaar lebt mit dem kleinen Sohn friedlich auf dem Land, als sich plötzlich ein fremder Mann in ihr Leben drängt. Was das mit der Vergangenheit zu tun hat, zeigt ein sehenswertes Drama auf Arte.

Von Klaus Braeuer, dpa 25.10.2023, 17:30
Marta (Susanne Wolff) trägt ihren kleinen Sohn Nathan (Elia Gezer).
Marta (Susanne Wolff) trägt ihren kleinen Sohn Nathan (Elia Gezer). Martin Rottenkolber/WDR/Arte/dpa

Berlin - Die Frauenärztin Marta (Susanne Wolff) wohnt mit dem Schriftsteller Roland (Ulrich Matthes) und ihrem sechsjährigen Sohn Nathan mitten in der Natur der Eifel. Das Ehepaar lebt in einem wunderschönen alten Haus. Als Nathan bei einem Besuch im Baumarkt plötzlich verschwindet, bringt ihn der Wanderarbeiter Valmir (Florist Baigora) zur aufgelösten Mutter zurück - und steht kurz darauf vor ihrer Haustür. So beginnt das Drama „Geborgtes Weiß“. Es ist an diesem Freitag auf Arte zu sehen.

Kurzentschlossen wird der Südeuropäer als Klempner beschäftigt, um das marode Bad zu sanieren. Doch bald schleicht er durch alle Räume. Er sitzt mit am Abendbrottisch und zieht sogar ins Gartenhaus ein. Ganz allmählich offenbart sich ein bislang gut gehütetes Geheimnis, das in Martas Vergangenheit in Albanien zurückreicht.

Der Regisseur Sebastian Ko (52, „Ostfriesensühne“, „Kein einfacher Mord“) legt ein Drama um eine Familie offen, bei dem es zunehmend ans Eingemachte geht. Das ganze Geschehen wird dabei in eine scheinbar heimelige Familienatmosphäre gepackt, mit gediegenem Ambiente und klassischer Musik - und mit einer mystischen Moorlandschaft (Kamera: Andreas Köhler) direkt vor der Haustür.

Fehlendes Vertrauen

Susanne Wolff (50, „Styx“, „Sisi & Ich“) und Ulrich Matthes (64, „Winterwalzer“, „2 Freunde“) spielen ein Paar, das es sich in seinem Wohlstand gemütlich eingerichtet hat in dem geerbten Landhaus. Beim Abendessen mit Freunden wird zynisch diskutiert über das System, in das sie hineingeboren wurden, von dem sie aber ganz bequem leben können. Zumindest so lange, bis ein Unbekannter in ihr Dasein eindringt, der es bislang gar nicht so gut hatte im Leben und der von dem Schauspieler Florist Bajgora mit großer, ja geradezu unheimlicher Eindringlichkeit verkörpert wird.

Der spannend erzählte und sorgsam inszenierte, sehr atmosphärische Film erzählt - unterlegt mit zunehmend bedrohlicher Musik - von fehlendem Vertrauen und einem bröselnden Zusammenhalt. Susanne Wolff verkörpert grandios eine Mutter, die von ihrem früheren Leben eingeholt wird und nun um den Sohn kämpfen muss, während Ulrich Matthes den ahnungslosen und enttäuschten Gatten gibt, der zudem von wachsender Eifersucht geplagt wird.

Beide wollen den ungebetenen Gast, der wie eine Heimsuchung in ihr bisheriges, offenbar nur geborgtes Glück hereinbricht, möglichst schnell wieder loswerden, was aber nicht so recht gelingen will - zumindest solange, bis das unnötig dramatische Ende kommt.