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„Irgendwie und Sowieso 2.0“ Regisseur Franz Xaver Bogner wird 75

Die Serie „Irgendwie und Sowieso“ hat Kultstatus. Regisseur Franz Xaver Bogner taucht darin ins Jahr 1968 ein. Nun wird der Filmemacher 75 - und hat eine frohe Botschaft für seine Fans.

Von Cordula Dieckmann, dpa Aktualisiert: 15.01.2024, 09:11
Der Filmregisseur und Drehbuchautor Franz Xaver Bogner feiert den Geburtstag mit seiner Familie.
Der Filmregisseur und Drehbuchautor Franz Xaver Bogner feiert den Geburtstag mit seiner Familie. Lennart Preiss/dpa

München - Wer wissen will, wie die Menschen in Bayern wirklich ticken, dem seien die Serien und Filme von Franz Xaver Bogner angeraten. Wie kaum ein anderer erzählt der Filmemacher von einem Leben jenseits von Alpenkitsch und Volkstümelei.

Die Menschen in seiner Kultserie „Irgendwie und Sowieso“, aber auch in „München 7“ oder ganz neu in „Himmel, Herrgott, Sakrament“ sind bodenständig, eigenwillig und mit Ecken und Kanten, die sie interessant, nahbar und real machen. Dass das so ist, hat viel mit der Persönlichkeit ihres Schöpfers zu tun, der heute 75 Jahre alt wird.

Andere in seinem Alter genießen den Ruhestand. Nicht so Bogner. Gut gelaunt empfängt er in seinem Büro in Neubiberg bei München. Hinter seinem Schreibtisch hängen Tafeln mit allerlei bunten Strichen und Pfeilen. Eine Szene aus der dritten Folge von „Himmel, Herrgott, Sakrament“ sei hier skizziert worden, für die Kameraeinstellungen, erklärt Bogner. Er wirkt sehr mit sich im Reinen - und zufrieden.

Die Lust an der Arbeit

Ein Glücksfall sei das, sagt er über seine Arbeit als Regisseur und Drehbuchautor. „Wenn ich jetzt Resümee ziehe, dann kann ich sagen, ich habe den Beruf ausgefüllt und fülle ihn auch weiterhin noch aus. Ich habe das nicht eine Sekunde bereut.“

Das Schreiben, das Vorbereiten eines Drehs und die Arbeit am Set - „das bereitet mir immer noch große Lust und Freude. Ich habe nie den Gedanken gehabt, „jetzt mache ich aber einen Kiosk auf““.

Das Bodenständige liegt Bogner im Blut. Aufgewachsen ist er in Markt Schwaben, einer unspektakulären Gemeinde im Osten Münchens. Das Gymnasium besuchte er in Erding. Nach einer Lehre an einem Kopierwerk in München ging er an die damals noch junge Hochschule für Fernsehen und Film (HFF).

Die Serie „Irgendwie und Sowieso“ mit Ottfried Fischer, Elmar Wepper und Robert Giggenbach machte ihn 1986 zum Kult-Regisseur. Die Freunde Sir Quickly, Sepp und Effendi erleben darin die aufregenden Zeiten rund um das Jahr 1968 und träumen von Liebe, Freiheit und Rebellion. Und das in unverfälschtem Bairisch.

Die Freiheit der 1960er-Jahre

Die wilden 1960er-Jahre - für Bogner das beste Jahrzehnt. „Einerseits waren wir jung, andererseits war es die richtige Musik. Alles hatte den Touch von Aufbruch. Und es gab die schönsten Autos. In den 1970er-Jahren wurde alles ziviler“, erklärt der Filmemacher. „Wir würden stante pede sofort verhaftet werden, wenn man das heute täte, was wir in der Zeit gemacht haben“, zum Beispiel aus Langeweile Steinchen auf die Markt Schwabener Polizeistation werfen. „Dann sind wir abgehauen und die hinter uns her“, erinnert er sich lachend.

Ansonsten hält er es nicht so mit dem Romantisieren alter Zeiten. „Der beschauliche Blick in die Vergangenheit, der dient in erster Linie dazu, Situationen wieder aufleben zu lassen, die ich von früher kenne und die ich in Geschichten einbaue. Aber dieses Sehnsuchtsgehabe mit Sätzen wie „Früher war alles besser“ und „die gute alte Zeit“, das das ist nicht mein Ding.“

Bodenständiger Blick aufs Menschliche

Was auf jeden Fall sein Ding ist, ist der genaue, humorvolle und liebevolle Blick auf ganz normale Menschen und ihre Befindlichkeiten. In „Café Meineid“ etwa brachte er dem begeisterten Fernsehpublikum ab 1990 fast 30 Jahre lang die skurrilen Fälle des Amtsrichters Wunder nahe.

In „München 7“ geht es um eine Polizeiwache am Viktualienmarkt, in der Andreas Giebel und Florian Karlheim als Polizisten Bartl und Kandler unkonventionell an die Arbeit gehen. Erfolgreich waren auch Werke wie das Drama „Madame Bäuerin“, die Serie „Der Kaiser von Schexing“ oder der Film „Das ewige Lied“ über die Entstehung des weltberühmten Weihnachtsklassikers „Stille Nacht“. Der Lohn: viele Auszeichnungen wie der Grimme-Preis und der Bayerische Fernsehpreis.

Pläne für Altes und Neues

Aktuell arbeite er an einer Art „Irgendwie und Sowieso 2.0“, verrät Bogner. Es gehe um Menschen mit Zivilcourage, die sich nichts gefallen ließen und ihren Teil in Sachen Alltagsanarchie beisteuern. Auch die Serie „Himmel, Herrgott, Sakrament“ mit Stephan Zinner und Anne Schäfer würde er gerne fortsetzen.

Basierend auf dem Sachbuch des Münchner Pfarrers Rainer Maria Schießler erzählt sie von einem ziemlich unkonventionellen Geistlichen, der seine Vorgesetzten immer wieder in Unruhe versetzt. „Ich denke, dass die Geschichte von diesem Pfarrer bezogen auf die allgemeine Situation der Kirche noch nicht auserzählt ist“, sagt Bogner.

Nun aber erst mal der Geburtstag. Den will Bogner mit seiner Familie feiern, zu der neben Ehefrau und vier Kindern inzwischen auch drei Enkelkinder zählen, für die er sich gerne Zeit nimmt. „Da nutze ich die Freuden eines Großvaters, der wenig erziehen muss und viel genießen kann.“ Das große Fest soll folgen: „Ich finde es draußen schöner. Wenn der Frühling kommt, mache ich eine nachgezogene Feier als Frühlingsfest.“