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Verträge Umbruch in der Kulturpolitik

Für die Theater und Orchester in Sachsen-Anhalt gelten ab 1. Januar 2019 neue Förderverträge.

Von Grit Warnat 21.12.2018, 00:01

Magdeburg l Intendanten und Orchesterchefs waren in die Staatskanzlei gekommen, ebenso die Oberbürgermeister und Landräte als Träger der Kultureinrichtungen. Unter neun Verträge setzte Staats- und Kulturminister Rainer Robra (CDU) seine Unterschrift. Er sprach von einer „neuen Generation der Theater- und Orchesterverträge“. Robra: „Es ging uns darum, die Theater und Orchester in eine verlässliche Zukunft zu führen.“ Die Situation der Häuser nach den letzten Vertragsverhandlungen – damals noch unter der Ägide von Kultusminister Dorgerloh – nannte er „prekär“. Vor allem Halle, Dessau und Eisleben waren von den Sparmaßnahmen seit 2014 betroffen.

Und so gab es gestern viel Lächeln in den Gesichtern. Denn es gibt mehr Geld. Um fünf Prozent erhöht das Land Sachsen-Anhalt seine Grundförderung für die Theater und Orchester. 2019 gibt es 36,2 Millionen Euro. Die Summe steigt an – bis auf 42,7 Millionen Euro im Jahr 2023. In diesem Jahr lag die Fördersumme bei rund 32,4 Millionen Euro.

Zudem beteiligt sich das Land stärker als bisher an den Personalkosten. Die sogenannte Dynamisierung wird erhöht. Zwei Prozent trägt das Land, zwei Prozent die Träger. Erstmals erhalten die Theater und die beiden Orchester in Schönebeck und Wernigerode für das Abfedern von tariflich ausgehandelten Aufwüchsen bei den Personalkosten vertraglich festgehalten vier Prozent mehr Geld. Das ist eine Verdoppelung zum bis dato gültigen Prozedere. Bisher haben einzig die kommunalen Träger Steigerungen bei den Personalkosten abfedern müssen. Deshalb hatten im Vorfeld auch zahlreiche Theaterchefs eine Fifty-fifty-Regelung bevorzugt. Obwohl das Land am Anfang der Verhandlungen mit den Trägern mit dieser Variante nicht mitgehen wollte, ist sie nun vertraglich festgehalten.

Das Land erhoffe sich von seinem zusätzlichen finanziellen Engagement, so Robra, eine schrittweise Annäherung an die Zahlung nach Flächentarifen. Einige Häuser im Land haben Haustarife ausgehandelt. Die Gehälter der Musiker der Mitteldeutschen Kammerphilharmonie zum Beispiel liegen bei knapp 75 Prozent des Flächentariflohnes.

„Wir haben anfangs nicht erwartet, dass wir das kriegen“, sagte Magdeburgs Oberbürgermeister Lutz Trümper (SPD). Er sprach sogar von einer „überraschenden Situation“. Für das Theater der Landeshauptstadt stockt das Land im ersten Jahr des Vertrages den Sockelbetrag um 500.000 Euro auf und zahlt 2019 fast 10,6 Millionen Euro.Hinzu kommen 445.000 als Dynamisierung, Die Stadt trägt insgesamt 17,7 Millionen Euro. Allein die Tarifanpassung, so unterstrich Trümper, mache „in den fünf Jahren viel aus“.

Die Dynamisierung wird mit jedem Jahr auf die Grundförderung aufgeschlagen. Trümper sprach von einer klaren Linie des Landes, die den Theatern Sicherheit für ein halbes Jahrzehnt geben würde.

Der Geschäftsführer der Theater, Oper und Orchester GmbH Halle, Stefan Rosinski, nannte den Vertrag einen historischen Schritt. Er sprach von „neuer Qualität“. Der Chef über 470 Mitarbeiter erinnerte an die tiefen Einschnitte, die es mit dem vorhergehenden Theatervertrag für Halle gegeben hatte. Da gab es drei Millionen weniger und viel Unfrieden. 2019 fördert das Land das Haus in Halle mit 10,4 Millionen Euro, zudem mit mehr als einer halben Million in der Dynamisierung. Bis 2023 wird das Land 60,4 Millionen Euro überweisen.

Diese neue Ausrichtung sei eine „kulturpolitische Revision“, so Rosicki. Es mache Hoffnung, sagte er, dass politische Mandatsträger willens seien, sich den Argumenten der Theatermacher nicht zu erwehren. Mit dem Ausgehandelten zeigte er sich hochzufrieden.

Für das Theater Eisleben wurde noch ein Nachschlag ausgehandelt. Das Land zahlt 2019 etwa 670.000 Euro, das sind 190.000 mehr als anfangs geplant. Das Theater sollte unter Dorgerloh sogar auf null gesetzt werden.

Johannes Rieger, Intendant des Nordharzer Städtebundtheaters, war seine Freude über den neuen Vertrag anzusehen. „Ich bin sehr froh über diese substanzielle Verbesserung.“ Karen Stone, Generalintendantin des Theaters Magdeburg, sprach von der auch für ihr Haus so wichtigen Planungssicherheit. Man sei schon mit Engagements für das Jahr 2022 beschäftigt. Michael Kempchen, Intendant des Magdeburger Puppentheaters, dessen Etat in die Förderung für Magdeburg mit einfließt, sprach vom besten Vertrag seit etlichen Jahren.

Sachsen-Anhalt gibt für die Theater und Orchester bis zum Vertragsende 2023 insgesamt 197 Millionen Euro aus. In diesem Zeitraum zahlen die kommunalen Träger 316 Millionen Euro. Zudem stellte Robra in Aussicht, dass die Häuser sich zusätzlich für projektbezogene Förderungen bewerben könnten. Meinung

Unseren Kommentar "Geld und Respekt" zum Thema finden Sie hier.