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Ute Meta Bauer beklagt, dass im Fall der Bauhaus-Direktorstelle der Beirat nicht gehört wurde "Wir sind brüskiert worden"

Dessau I Der Stiftungsrat der Stiftung Bauhaus Dessau erklärte, dass die Stelle des Bauhausdirektors Philipp Oswalt neu ausgeschrieben wird. Kurz darauf erklärt er dem wissenschaftlichen Beirat seinen Rücktritt. Über die Gründe sprach Uta Baier mit dem Beiratsmitglied Ute Meta Bauer.

27.11.2013, 01:05

Volksstimme: War der Beirat in den Entscheidungsprozess, der zur Neuausschreibung führte, einbezogen?

Ute Meta Bauer: Nein, wir wurden von der definitiven Entscheidung, neu auszuschreiben, überrascht.

Volksstimme: Welche Macht hat ein wissenschaftlicher Beirat überhaupt?

Bauer: Es geht nicht um Macht. Der wissenschaftliche Beirat der Stiftung Bauhaus Dessau hat die Aufgabe, die Stiftung, deren Direktor und das Team, inhaltlich zu beraten, das Bauhaus-Erbe zu würdigen und auch dem Stiftungsrat bei inhaltlichen Fragen Auskunft zu geben.

Volksstimme: Der Rücktritt nimmt dem Beirat die Chance, den weiteren Weg mitzubestimmen. Hätten Sie nicht lieber bleiben sollen, um Einfluss zu nehmen?

Bauer: Der wissenschaftliche Beirat wurde weder bei der Frage einbezogen, ob dem Direktor eine zweite Amtszeit angetragen wird, noch wurden wir davon in Kenntnis gesetzt, wie beispielsweise im Hinblick auf das Jubiläum "100 Jahre Bauhaus" mit der Frage der Verlängerung beziehungsweise Terminierung des Vertrages umzugehen ist. Wenn der Beirat in so zentralen Entscheidungen nicht konsultiert wird, stellt sich die Frage, ob dieses ehrenamtlich arbeitende, hochkarätig mit Sachverständigen besetzte Gremium seine Zeit vergeudet. Es geht hier nicht nur um das Verhältnis des Stiftungsrats zum Direktor des Bauhauses, sondern auch um das Verhältnis des Stiftungsrats zu uns als wissenschaftlichem Beirat. Grundsätzlicher noch geht es um das Verhältnis des Staates zu Kultureinrichtungen, die zwar unter seiner rechtlichen und ökonomischen Aufsicht stehen, nicht aber wie eine nachgeordnete Behörde für eine problembereinigte und reibungslose Zuarbeit zu sorgen haben. Dies gilt auch für den in seinen Urteilen freien Beirat, den in einer solchen schwerwiegenden Personalentscheidung vorher zu hören, in der Satzung vorgesehen ist. Wir sind gelinde gesagt - brüskiert worden.

Volksstimme: Wie schätzen Sie die bisherige Arbeit von Philipp Oswalt ein?

Bauer: Oswalt leistet hervorragende Arbeit. Er hat sowohl das historische Bauhaus in wichtigen Ausstellungen und Aktivitäten lokal, national und international sichtbar und zugänglich gemacht. Er entwickelte mit seinem Team Schwerpunkte wie das Bauhaus Kolleg, die feste Sammlungsausstellung und garantiert die Bedeutung und Kompetenz des Dessauer Bauhauses auch im Verbund der drei Bauhausstätten. Oswalt involviert sowohl das hinter ihm stehende feste Team als auch frei arbeitende Gestalter und Wissenschaftler, die das Bauhaus zusammen so agil und aktiv machen. Er bietet im jährlichen Wechsel jungen Designern mit der Gestaltung der von ihm initiierten Bauhaus Zeitschrift eine Plattform und hat mit diesem innovativen Publikationsprojekt die aktuellen inhaltlichen Schwerpunkte der Bauhaus-Aktivitäten international zugänglich gemacht. Auch der Masterplan für die Jahre bis zum Jubiläum 2019 geht wesentlich auf Philipp Oswalt zurück.

Volksstimme: Was muss am Bauhaus aus Sicht des Beirates in Zukunft passieren?

Bauer: Es müssen die inhaltliche Unabhängigkeit des Weltkulturerbes und der Aktivitäten der Stiftung sichergestellt werden. Das Bauhaus darf kein Spielball für lokalpolitische und wirtschaftliche Interessen sein. Hier müssen in der Tat schützende Maßnahmen ergriffen werden. Der international besetzte Beirat ist da, eine solche Schutzfunktion zu leisten, im Moment ist dies nicht mehr der Fall. Das Bauhaus als Weltkulturerbe und innovativer Kulturstandort muss respektiert und entsprechend geschützt werden.