"Federschnee" von Siegfried Maaß ist der neue Fortsetzungsroman der Volksstimme Zwillinge und eine Freundschaft
Hecklingen l "Federschnee" ist das 25. Buch von Siegfried Maaß. Es ist sein erster frei erfundener Roman. Die Volksstimme veröffentlicht "Federschnee" ab Montag als neuen Fortsetzungsroman.
Vor Siegfried Maaß auf dem Tisch stapeln sich die Bücher. "Tango in der Düppler Mühle", "Das Haus an der Milchstraße", "Adolfchen und der doofe Arm", "Sternie, Spinni und das Kleine Gespenst Kugelrund". 25 Bücher hat er bisher in verschiedenen Verlagen veröffentlicht, immer wieder sind seine Erzählungen in Anthologien abgedruckt. Vor allem sind es autobiografisch geprägte Texte und Kinderbücher. "Jetzt habe ich nach längerer Beschäftigung mit autobiografischen Texten wieder einen frei erfundenen Roman geschrieben", sagt der Autor. "Es gibt aber viele Bezüge zu Lebenswegen, die in unserer ostdeutschen Region anzutreffen sind."
Siegfried Maaß, 1936 in Magdeburg geboren, später wohnhaft in Staßfurt, seit Jahren nun schon in Hecklingen, ist seit 1971 freier Schriftsteller. Lange spukte ihm dieser Roman schon im Kopf herum. Er ist über Jahre gereift und hat so manche Wandlung erfahren.
Jetzt fühle es sich gut an, über das druckfrische Cover von "Federschnee" zu streichen, sagt Maaß. Erstmals veröffentlicht der 76-jährige Autor im Dresdner Verlag SchumacherGebler.
Mathias erzählt rückblickend von seinem Leben
Maaß hat sich nach langem Überlegen für einen Ich-Erzähler entschieden. Es ist Mathias, 51 Jahre, Lehrer für Deutsch und Geschichte. Mathias erzählt rückblickend von seinem Leben und vor allem von seinem Zwillingsbruder Sebastian, der nur wenige Minuten älter, aber als Erstgeborener auch im Leben immer vorneweg, immer überlegen ist. Selbst bei Leonie, einem Mädchen aus der Nachbarschaft, die mit ihrer Großmutter in die Siedlung am Rande einer ostdeutschen Kleinstadt gezogen ist, hat Sebastian mehr Chancen. Der Kindheit entwachsen, heiraten beide, bekommen ein Kind.
Thomas ist erst zwei, als sein Vater bei einem Motorradunfall stirbt. Leonie zieht bei Mathias ein. Dass er nicht der leibliche Vater ist - die Brüder sahen sich zum Verwechseln ähnlich -, verraten beide Thomas erst zur Volljährigkeit. Thomas, entsetzt, geschockt, verlässt fluchtartig das Haus. Jahre gab es kein Lebenszeichen von ihm.
Mehr als eine Liebes- und Familiengeschichte
Siegfried Maaß hat nicht nur eine Liebes- und Familiengeschichte geschrieben. Es ist auch die Geschichte zweier Menschen, die als eineiige Zwillinge zur Welt kamen und doch unterschiedlicher nicht sein könnten. Sebastian, der forsche, der Bausoldat, der sich nicht um seine Karriere scherte, 1989 für Demokratie auf die Straße ging, und Mathias, der sich zu drei Jahren Armee entschlossen hat, dann Geschichte und Deutsch studierte. In den Erinnerungen an die Kindheit im Ort, an die Schulzeit und die erste Liebe werden die verschiedenen Lebensansichten der beiden deutlich. "Als Zwilling geboren zu werden, ist wie zweifach zu existieren", schreibt Maaß.
Einig jedoch waren sie im Spiel: Als Kinder zerrissen die beiden Bettkissen und ließen das Innenleben mit Staunen von der Dachluke herabregnen. Wie Federschnee hat das ausgesehen.
Über Zwillinge habe er lange Zeit recherchiert, mit Zwillingen aus dem Bekanntenkreis viele Stunden gesprochen. Immer wieder stieß er auf Gemeinsamkeiten, aber auch auf Unterschiede. "Mich hat das fasziniert", sagt der Autor. Einen Bruder hat Maaß nicht.
Und dann ist da noch die Geschichte von Leonie, jenes Mädchens, in das sich beide Brüder verguckt haben. Sie lebt anfangs bei ihrer Großmutter, wird dann ins Kinderheim gebracht, weil der Mutter wegen Vernachlässigung das Sorgerecht entzogen worden war. Die Mutter verbüßte eine Haftstrafe. "Über solche Dinge wurde nicht groß gesprochen, aber auch das gehörte zum Leben in der DDR", sagt Maaß.
Die Volksstimme druckt ab Montag den Roman "Federschnee" in Fortsetzungen auf der Kulturseite ab. Die Buchpremiere wird am 23. Oktober als Veranstaltung der Magdeburger Literarischen Gesellschaft im Rahmen der Landesliteraturtage im Magdeburger Literaturhaus stattfinden.