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Sinnbild für Fortschritt Bauhaus-Leuchte in Bremer Wagenfeld-Ausstellung

Die vor etwa 100 Jahren entwickelten Bauhaus-Leuchten sind heute Sammlerstücke. Auf Flohmärkten sind sie kaum noch zu finden und im Handel teuer. Jetzt leuchten sie in einer konzentrierten Designschau in Bremen.

Von Sabine Komm, dpa 21.05.2019, 13:46

Bremen (dpa) - Sicherheitsvorkehrungen für die berühmte Bauhaus-Leuchte: Das Team des Wilhelm Wagenfeld Hauses in Bremen hat die Design-Ikone mit der mundgeblasenen Opalglaskugel und dem zylindrischen Schaft hinter Glas inszeniert.

Es handelt sich um das Unikat von 1924, das der junge Bauhaus-Student Wilhelm Wagenfeld (1900-1990) seinen Eltern geschenkt hatte. Die für das Maschinenzeitalter entworfene Tischleuchte besticht durch geometrische Formen und Licht wie bei Vollmond - und war wegen der aufwendigen Handarbeit schon damals für viele unerschwinglich.

Anlässlich des 100. Bauhaus-Jubiläums zeigt das Wilhelm Wagenfeld Haus vom 24.5. an die Ausstellung "Wilhelm Wagenfeld: Leuchten". Zu sehen sind - neben Filmen und historischer Werbung - mehr als 70 Leuchten von der Bauhaus-Zeit bis zu Objekten heutiger Designer.

"Bei uns gibt es kein Best-of Bauhaus. Leitgedanke ist vielmehr, wie sich Wagenfeld nach seiner Zeit in der Metallwerkstatt in Weimar weiterentwickelt hat", sagte Museumsdirektorin Julia Bulk. In den 1920er Jahren, der Zeit visionärer Experimente an der Bauhaus-Denkfabrik, sei elektrisches Licht noch etwas Besonderes gewesen: "Es war ein Sinnbild für Fortschritt."

In Bremen zeigen die an schlichten Lochblechwänden installierten Exponate auf zwei Etagen, wie Wagenfeld seine Entwürfe an die Nachkriegsarchitektur anpasste. Für die nur noch 2,40 Meter hohen Räume entwickelte er Wand- und Deckenleuchten, experimentierte mit Pressglas und Kunststoff, benutzte organisch fließende Formen und begeisterte damit Bauhaus-Gründer Walter Gropius, der 1960 über ihn schreibt: "Da ist niemand, der die Grundidee des Bauhauses so wirkungsvoll weiterentwickelt und in die Praxis getragen hat."

Wie aktuell Wagenfelds Ideen bis heute sind, zeigt eine Typenreihe von Badezimmerleuchten mit integrierter Steckdose für Lockenstab und Elektrorasierer. Auch heutige Designer kombinieren ihre Leuchten mit Steckdosen, jetzt für die Tablet- und Smartphone-Generation.

Die Bremer Leuchtenmanufaktur Tecnolumen ist eigenen Angaben zufolge weltweit der einzige von Wagenfeld autorisierte Hersteller von Re-Editionen. Seit 1980 wird der Designklassiker hier montiert. Dass im Internet so viele Plagiate herumgeistern, empört Geschäftsführer Carsten Hotzan: "Der illegale Handel hat absolut kriminelle Strukturen." Dagegen juristisch vorzugehen, sei wie ein Kampf gegen Windmühlenflügel. Originale seien unter anderem am Stempel und der fortlaufende Nummerierung zu erkennen.

Bis heute ist die Wagenfeld-Leuchte in der Designszene Thema. Lutz Dietzold vom "Rat für Formgebung" spricht von einer Urform der Tischleuchte: "Solche ikonischen Entwürfe funktionieren generationenübergreifend." Das belegen nach Ansicht von Prof. Daniel Hornuff von der Kunsthochschule Kassel auch Hunderte Bilder der Bauhaus-Leuchte auf Online-Plattformen wie Instagram. Dabei sind heute nach Angaben von Detlef Rahe, Professor für 3D Design, durch die effiziente LED-Technologie Leuchten auf dem Markt, die viel weniger Objekt sein müssen: "Mein Ideal: Licht statt Leuchte. Aber wenn schon Leuchte, dann kann sich die Wagenfeld noch immer sehen lassen."

Wilhelm Wagenfeld Stiftung