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Gurlitt-Sammlung: Menzel-Zeichnung ist Raubkunst

Seit mehr als eineinhalb Jahren versucht eine international besetzte Taskforce, den Münchner Kunstfund aufzuklären. Nun gilt ein fünftes Bild aus der Sammlung Gurlitt als NS-Raubkunst. Bei fast 500 Werken ist die Herkunft aber noch offen.

02.12.2015, 15:51

Berlin (dpa) - Ein weiteres Bild aus dem spektakulären Kunstfund des Münchner Sammlers Cornelius Gurlitt ist als NS-Raubkunst identifiziert worden.

Wie die zur Aufklärung eingesetzte Taskforce am Mittwoch mitteilte, ließ sich bei der Bleistiftzeichnung Inneres einer gotischen Kirche (1874) von Adolph von Menzel nachweisen, dass die Tochter des ursprünglichen Besitzers es wegen der Verfolgung ihrer Familie durch die Nazis verkaufen musste. Bisher haben noch keine Erben Anspruch auf das Werk erhoben.

Es ist der fünfte Fall, in dem die Taskforce einen NS-Raubkunstverdacht erhärten konnte. Fast 500 Werke sind allerdings noch zweifelhaft. In einer Anhörung vor dem Kulturausschuss des Bundestags verteidigte Taskforce-Chefin Ingeborg Berggreen-Merkel das wiederholt als ungenügend kritisierte Ergebnis mit Hinweis auf die schlechte Quellenlage. Wir wollen aufklären - so viel wie möglich, so schnell wie möglich, aber auch so sorgfältig wie nötig, sagte sie.

Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) kündigte an, die Forschungsarbeit auch nach der Auflösung der Taskforce Ende des Jahres fortzusetzen: Ich fürchte, das ist eine dauerhafte Aufgabe, aber wir werden uns ihr in angemessener Form stellen. Ihren Angaben zufolge soll die Arbeit, von ihrem Haus finanziert, im neu geschaffenen Zentrum Kulturgutverluste in Magdeburg weitergehen. Sie werde die bisherigen Mitglieder der Taskforce einladen, das Projekt weiter zu begleiten.

Der Fall Gurlitt sorgt seit Ende 2013 für Schlagzeilen. Der inzwischen gestorbene Kunsthändlersohn hatte über Jahre hinweg eine teils hochkarätige Sammlung von rund 1500 Werken gehortet. Die Bilder stammten von seinem Vater Hildebrand Gurlitt, der einer der wichtigsten Kunsthändler der Nazis war.

Die Menzel-Zeichnung hatte Gurlitt senior den neuen Erkenntnissen zufolge Ende 1938 zusammen mit neun weiteren Arbeiten des Künstlers für 150 Reichsmark von den Erben des früheren Hamburger Sammlers Albert Martin Wolffson (1874-1913) gekauft. Dieser Preis erscheint dem damaligen Wert einer solchen Menzel-Handzeichnung nicht angemessen, so die Taskforce. Es kann davon ausgegangen werden, dass der Verkauf aufgrund der Verfolgung der prominenten Familie erfolgte und dazu diente, die Finanzierung der Flucht in die USA zu ermöglichen.

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