1. Startseite
  2. >
  3. Leben
  4. >
  5. Auto
  6. >
  7. Ratgeber zur Nutzung von Winterreifen

Ratgeber zur Nutzung von Winterreifen

14.10.2013, 15:05

Das Thema "Winterreifen" sorgt bei vielen Autofahrern alljährlich für Unsicherheit. Dies betrifft sowohl die Gesetzeslage als auch den richtigen Zeitpunkt des Reifenwechsels. Denn Empfehlungen wie "Von O bis O – von Oktober bis Ostern" oder "Unter 7 °C Winterreifen verwenden" lassen sich zwar vielerorts vernehmen, bezüglich der Stichhaltigkeit solcher ungeschriebenen Gesetze herrscht jedoch eine flächendeckende Ungewissheit.

Die gesetzliche Winterreifenregelung

Für alle zulassungspflichtigen Kraftfahrzeuge gilt in Deutschland eine situative Winterreifenpflicht. Diese ist in Paragraf 2 der Straßenverkehrsordnung (StVO) geregelt:
"Bei Glatteis, Schneeglätte, Schneematsch, Eis- oder Reifglätte darf ein Kraftfahrzeug nur mit Reifen gefahren werden, welche die in Anhang II Nr. 2.2 der Richtlinie 92/23/EWG beschriebenen Eigenschaften erfüllen (M+S-Reifen)."
Die "beschriebenen Eigenschaften" allerdings sind im Rahmen der europäischen Gesetzgebung überaus vage formuliert. So findet sich in besagter Richtlinie 92/23/EWG folgende Formulierung:
"M+S-Reifen sind Reifen, bei denen das Profil der Lauffläche und die Struktur so konzipiert sind, dass sie vor allem in Matsch und frischem oder schmelzendem Schnee bessere Fahreigenschaften gewährleisten als normale Reifen."
Fertigungstechnische Vorschriften bestehen jedoch nicht, auch ein gesetzlicher Schutz des M+S-Zeichens fehlt bislang. So wurden schon fernöstliche Sommerreifen gesichtet, auf welchen das Matsch-und-Schnee-Logo prangte.
Daher sollten Reifenkäufer stets auf das "alpine symbol" (eine Schneeflocke in einem Bergrelief) achten. Diese Auszeichnung wird von der US-Bundesbehörde NHTSA (National Highway Traffic Safety Administration) ausschließlich an solche Reifen verliehen, die auf Eis und Schnee eine um sieben Prozent bessere Traktion als ein Referenzreifen aufweisen.
Zusätzlich Empfehlungen für hochwertige Reifenmodelle liefern auch die Ergebnisse des aktuellen ADAC-Winterreifentests. So können sich in Anbetracht der harten Prüfkriterien hier alljährlich nur überdurchschnittlich sichere und zuverlässige Fabrikate behaupten.

"Von O bis O" – Mythos oder Wahrheit?

Eine gesetzliche Vorschrift für den Montagezeitpunkt von Winterbereifung existiert hierzulande nicht. Wer sein Auto bei Eis und Schnee in der Garage stehen lässt, darf auch während der kalten Jahreszeit durchgängig Sommerreifen nutzen, ohne sich strafbar zu machen. Empfehlenswert allerdings ist die Verwendung von Sommerpneus im Winter nicht. Denn nicht nur auf Schnee, Eis und Matsch beweisen die Winterfabrikate ihre Überlegenheit. So sind die Materialmischungen von Winterreifen speziell auf die Temperaturverhältnisse der kalten Monate abgestimmt. Ein hoher Anteil an Naturkautschuk ist es, welcher die Profile auch bei Kälte geschmeidig hält und für eine formschlüssige Mikroverzahnung mit dem Untergrund (Grip) sorgt. Dementsprechend werden die Winterprofile bei warmen Temperaturen zu hart, um genügend Haftung zu gewährleisten.
Eine allgemeingültige Temperaturgrenze konnte allerdings bislang nicht ermittelt werden. Denn ab welcher Temperatur ein Reifenmodell seine guten Eigenschaften verliert, hängt neben der Gummimischung auch von der Bauart und der Reifengröße ab. Der häufig genannte Grenzwert von 7°C kann trotzdem als sinnvolle Orientierung dienen. Gleiches gilt für die Oktober-bis Ostern-Regel. Denn fallen die Temperaturen dauerhaft unter 7°C, müssen Autofahrer mit Frost und glatten Straßen rechnen. Und ein typischer Monat für die ersten Nachtfröste und morgendlichen Reifglätten ist der Oktober.

Reifenalter und Profiltiefe überprüfen

Um zu entscheiden, ob die alten Winterräder noch eine Saison durchhalten oder neue Pneus angeschafft werden müssen, sind die Profiltiefe und das Reifenalter ausschlaggebend. Laut Gesetz dürfen Winterprofile bis zu einer Tiefe von 1,6 Millimetern gefahren werden. Zu diesem Zeitpunkt allerdings fehlt den Profilblöcken schon die notwendige Elastizität, um sich mit dem Untergrund zu verzahnen. Daher empfehlen Organisationen wie die DEKRA, den Reifenwechsel bei spätestens vier Millimetern Restprofil vorzunehmen.
Erreicht ein Autoreifen das Alter von acht Jahren (abzulesen an der sogenannten DOT-Nummer), sollte er ebenfalls nicht länger verwendet werden. Auch hierbei ist es die Materialmischung, welche den Ausschlag gibt. Denn mit zunehmendem Alter verhärtet das Profil. Im Ergebnis leidet der Grip – insbesondere im Fall von Winterreifen. Und gerade auf glatten Straßenoberflächen kann eine unzureichende Haftung verheerende Folgen haben. Daher gilt: Lieber rechtzeitig auf neue Winterreifen wechseln, als eine lebensgefährliche Rutschpartie auf vereistem Asphalt zu riskieren.