Um bleibende Schäden zu verhindern, müssen Patienten umgehend behandelt werden Bei einem Schlaganfall zählt jede Sekunde
Rund 270 000 Menschen erleiden in Deutschland jährlich einen Schlaganfall. Kommt es zum Anfall, ist schnelles Handeln wichtig.
Berlin/Gütersloh (dapd) l "Der Schlaganfall ist der häufigste Grund für erworbene Behinderungen im Erwachsenenalter", so Karl Einhäupl, Stiftungsratsvorsitzender der Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe. Er entsteht, wenn ein Blutgefäß im Gehirn oder ein Gefäß im Halsbereich, das das Hirn versorgen soll, "verstopft" ist oder "platzt" und der Blutstrom dadurch unterbrochen wird, so der Neurologe. Die umliegenden Gehirnzellen werden dann nicht ausreichend mit Nährstoffen und Sauerstoff versorgt und können absterben.
Die Zellen in der betroffenen Hirnregion würden dadurch zunächst nur in ihrer Funktion gestört - und könnten durch schnelles Handeln gerettet werden. "Die Chance, dass ein Mensch sich davon ohne bleibende geistige oder körperliche Folgen erholt, steigt deshalb erheblich mit der Geschwindigkeit, in der Hilfe naht." Deshalb sei es sehr wichtig, dass viele Menschen die Symptome des Schlaganfalls kennen und im Notfall sofort den Rettungsdienst alarmieren, betont der Vorstandsvorsitzende der Berliner Charité.
Zu den Symptomen zählen Seh- oder Sprachstörungen, heftige Kopfschmerzen, starker Schwindel, Taubheitsgefühle in einzelnen Körperregionen oder Lähmungserscheinungen. "Wenn Sie auch nur eines davon plötzlich bei sich oder anderen bemerken, wählen Sie die 112", rät Otto Busse, Gründungsvorsitzender und Generalsekretär der Deutschen Schlaganfall-Gesellschaft. "Rufen Sie den Rettungsdienst lieber einmal zu viel als einmal zu wenig."
Den Drei-Fragen-Schnelltest könnten auch Laien durchführen: Kann der Patient den Mund zu einem gleichmäßigen Lächeln formen? Beide Arme gleichmäßig mit den Handflächen nach oben in die Höhe halten? Einen einfachen Satz nachsprechen? "Wenn nicht, ist es zu 95 Prozent ein Schlaganfall und der Betroffene muss sofort ins Krankenhaus."
Dort müsse als allererstes mit Hilfe einer Computertomografie (CT) oder auch einer Kernspintomografie der Grund des Schlaganfalls bestimmt werden. "Bei 85 Prozent aller Fälle ist das eine umschriebene Mangeldurchblutung des Gehirns durch einen Gefäßverschluss, nur bei 15 Prozent ist es eine Blutung", sagt Busse. Blutgerinnsel, die die Gefäße verstopfen, können in der Klinik mit Hilfe einer Infusion mit einem gerinnungshemmenden Medikament aufgelöst werden. "Das muss spätestens viereinhalb Stunden nach dem Auftreten der ersten Symptome passieren, sonst ist das Verfahren zu gefährlich und auch kaum noch wirksam", so Busse. Je früher, desto besser. Bei Hirnblutungen können in speziellen Fällen andere Medikamente die Gerinnung fördern und damit die Blutung stoppen. "Auch das muss so schnell wie möglich geschehen."
Eine große Hilfe sei es, wenn das behandelnde Krankenhaus über eine der 229 sogenannten "Stroke-Units" verfüge, die von der Deutschen Schlaganfall-Gesellschaft und der Stiftung Deutsche Schlaganfallhilfe zertifiziert worden seien, meint Stiftungsvorsitzender Einhäupl. Eine "Stroke-Unit" ist eine Station, auf der Schlaganfallpatienten rund um die Uhr besonders überwacht werden, wobei ein Team von Neurologen, Kardiologen, Neuro- und Gefäßchirurgen sowie Radiologen zusammenarbeitet. Dort beginnt auch schon in den ersten Tagen die Rehabilitation durch Physio- und Ergotherapie, Logopädie und Pflegende.