Autofahrer-Tipps Bei Unwetter runter vom Gas
Extreme Wetterlagen können Autofahrer in Gefahr bringen. Denn: Schlechte Sicht und Aquaplaning erhöhen das Unfallrisiko.
Berlin/Stuttgart (dpa) l Bützow am 5. Mai 2015: Ein Tornado fegt durch die Kleinstadt in Mecklenburg-Vorpommern. Häuser werden abgedeckt. Umherfliegende Ziegel beschädigen Autos, Fahrzeuge werden von der Straße geschoben und sogar durch die Luft geschleudert. Zwar sind Wirbelstürme hierzulande vergleichsweise selten, doch Extremwetterlagen haben zugenommen.
Auch Autofahrer müssen auf schnelle Wetterwechsel gefasst sein. „Ein plötzlicher Starkregen kann in Sekunden zu Aquaplaning führen“, warnt Meeno Schrader vom Wetterdienst WetterWelt. Bei Aquaplaning hilft nach Angaben des Automobilclubs Kraftfahrer-Schutz (KS): Lenkrad gerade und Kupplung raus. Dann fährt das Auto zumindest geradeaus.
Überschwemmte Straßen sollten nicht achtlos durchfahren werden. Wasser im Innenraum oder im Motor gehört nach Hochwassern zu den häufigsten Schadensbildern, so der Automobilclub ACE. Denn: Ein Auto ist nicht wasserdicht.
Nach Daten der Versicherung Munich Re hat sich die Zahl der Sturmereignisse in Deutschland in den letzten 20 Jahren verdoppelt. Entsprechend hoch ist die Schadensbilanz. „Im Jahr 2013 haben Hagelschauer und Stürme 635?000 Pkw beschädigt und dabei Kosten in Höhe von rund 1,5 Milliarden Euro verursacht“, sagt Tibor Pataki vom Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft.
Wer eine lange Autofahrt plant, sollte sich über die Wetterbedingungen auf der Route informieren. Meteorologe Meeno Schrader rät von Online-Diensten ab und empfiehlt das Radio: „Die Wettervorhersagen werden laufend aktualisiert und sind regionalisiert.“
Wer mit dem Auto in extremes Wetter mit Starkregen, Sturm oder Nebel gerät, sollte keinen falschen Ehrgeiz entwickeln. Besser: Geschwindigkeit an Sichtverhältnisse und Bremsweg anpassen. Laut Constantin Hack vom ACE gilt: „Bei starkem Wind sollten Brücken und Straßen durch Wälder gemieden werden.“ Hier drohen plötzlicher Seitenwind und umherfliegende Äste.
Kommt es auf der Autobahn zum Wetterumschwung, sollten Fahrer das Tempo drosseln. „Bei Starkregen oder Hagel ist das häufig eine Reduzierung auf 60 bis 30 Kilometer pro Stunde“, rät Schrader. Auf dem Standstreifen stehenzubleiben, ist nur in Ausnahmefällen erlaubt. „Hier muss ein zwingender Grund vorliegen, wie Glatteis“, sagt Constantin Hack.
Werden die Sichtverhältnisse – unter 50 Metern, ob durch Hagel, Regen, Schnee – extrem schlecht, sollten Autofahrer die Nebelschlussleuchte einschalten. Dann ist auf Autobahnen Höchsttempo 50 erlaubt, so der ADAC. Orientierung geben die Leitpfosten mit Reflektoren am Fahrbahnrand, die im Abstand von 50 Metern aufgestellt sind.
Legt der Wind extrem zu, sind Pkw mit Dachaufbauten, Wohnmobile und Gespanne gefährdet. „Bereits ab Windstärke 5 gilt besondere Vorsicht“, so der ACE-Mitarbeiter. „Bei orkanartigem Sturm sollte man generell nicht mehr mit einem Dachgepäckträger oder Fahrradträger unterwegs sein.“
Gewitter sind weniger gefährlich. Ein Auto kann vom Blitz nicht beschädigt werden. Die Karosserie bildet einen sogenannten Faradayschen Käfig, der die Energie in den Boden ableitet. Hagel, Steine oder entwurzelte Bäume können aber erheblichen Schaden anrichten. Die Kosten werden in der Regel durch die Teilkasko-Versicherung abgedeckt.
Wenn das Auto in der Garage steht und durch Hochwasser beschädigt wird, kommt ebenfalls die Versicherung auf. „Mittelbare Sturmschäden, wenn etwa ein abgerissener Ast erst Stunden oder Tage später von einem Baum fällt und ein darunter parkendes Auto beschädigt, übernimmt die Vollkaskoversicherung“, erklärt Pataki.
Nur wenn der Fahrer grob fahrlässig handelt und er das Auto trotz Warnung im Hochwassergebiet abstellt, bekommt er lediglich einen Teil des Schadens erstattet.